Analyse

Die Gründe für den Erfolg der ukrainischen Blitzoffensive

Ein ukrainischer Soldat macht ein Selfie beim Abfeuern eines Geschosses an der Front in der Region Donezk.
Ein ukrainischer Soldat macht ein Selfie beim Abfeuern eines Geschosses an der Front in der Region Donezk.(c) Kostiantyn Liberov / picturedesk.com
  • Drucken

Die ukrainischen Truppen erwischten die russische Armee mit ihrem Blitzangriff bei Charkiw auf dem falschen Fuß. Der Coup könnte eine Wende im Krieg einleiten. Denn die Moral der Besatzer ist niedrig.

In den letzten Tagen musste man sich immer wieder ungläubig die Augen reiben. Eine Erfolgsmeldung jagte die andere, und zwar in so rasantem Tempo, dass sich die Frage stellte: Kann das denn wirklich wahr sein? Zuerst waren es einige Dörfer, die die ukrainische Armee bei ihrer Gegenoffensive in Charkiw zurückeroberte. Danach fiel eine Stadt nach der anderen wie Dominosteine. „Das kann man rational nicht erklären“, sagte ein gut informierter junger Mann aus Kiew der „Presse“. „Vielleicht ist es einfach Mut. Die Generäle konnten ihre Soldaten nicht mehr stoppen. Sie hielten nur dann an, wenn das Benzin alle war.“ Das klingt heroisch. Aber natürlich basiert der Erfolg des Überraschungsangriffs der ukrainischen Armee nicht alleine auf Mut. Er basiert auf umfassender Aufklärung, exzellenter Planung und Durchführung.

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge bisher über 3000 Quadratkilometer russisch besetztes Territorium zurückerobert. Aber dabei soll es nicht bleiben. Die Ukraine setzte ihre Angriffe im Norden Charkiws fort und stieß auch im Osten weiter vor. Präsident Wolodymyr Selenskij sprach im US-Sender CNN von einem Durchbruch. „Unser Ziel besteht darin, unser gesamtes Gebiet zurückzuerobern“, sagte er. Sein Verteidigungsminister Olexij Resnikow verglich die Offensive, die weitaus besser als erwartet laufe, mit einem Schneeball, der einen Hang herunterrolle.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

RUSSIA-POLITICS-ECONOMY
Russland

„Alle Panikmacher gehören erschossen. Wie unter Stalin“

Nach den russischen Gebietsverlusten in der Ukraine ringen Regierung und „Experten“ um Erklärungen. Der Kreml versucht, Normalität vorzugaukeln: Und spricht von einer „Umgruppierung“ der Truppen.
Zensur

Wie Russlands Staatsmedien über die ukrainischen Vorstöße in Charkiw berichten

Die Stimmung in den staatlich kontrollierten Medien ist merklich gedämpfter als üblich. Der regelmäßige Talkshow-Gast Boris Nadeschdin forderte im Sender NTV sogar umgehende Friedensgespräche.
Die Stadt Isjum steht wieder unter ukrainischer Kontrolle.
Krieg in der Ukraine

Militärexperte sieht ukrainische Offensive als "großen Erfolg"

Bei den Russen sei teilweise Chaos und Panik ausgebrochen, attestiert Oberst Markus Reisner. Für die Ukraine sei es jedenfalls sehr wichtig gewesen, dem Westen zu zeigen, dass sie militärisch handlungsfähig sei.
Teile eines zerstörten russischen Panzers irgendwo im Großraum Charkiw. Die ukrainische Gegenoffensive überraschte die russische Armee in der Region.
Ukraine-Krieg

Die russische Front stürzt ein

Die am Mittwoch begonnene ukrainische Gegenoffensive im Raum Charkiw weitet sich aus. Russische Einheiten sind offenbar großräumig auf der Flucht.
Nach Angaben des ukrainischen Militärs konnten seit Anfang September mehr als 3000 Quadratkilometer besetzten Gebiets zurückerobert werden. Vor allem rund um die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw habe es Geländegewinne gegeben.
Vormarsch der Ukraine

20 Ortschaften zurückerobert: Ukraine treibt Gegenoffensive weiter voran

Die ukrainische Offensive schreitet rasch voran. Die von Russland in den besetzten Gebieten der Region Charkiw installierte Militärverwaltung räumt eine deutliche Übermacht der ukrainischen Truppen ein: Sie seien acht Mal stärker als die russischen Einheiten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.