Leitartikel

Für Putin wird es langsam eng

Wladimir Putin
Wladimir Putin(c) IMAGO/ITAR-TASS (IMAGO/Sergei Bobylev)
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Russlands Präsident kommt nach der peinlichen Schlappe seiner Armee bei Charkiw von allen Seiten unter Druck. Wie reagiert er darauf? Wahrscheinlich mit einer Eskalation des Krieges in der Ukraine.

Der russische Präsident, Wladimir Putin, hat eine schwarze Woche hinter sich. Im Nordosten der Ukraine erlitt die russische Besatzungsarmee rund um Charkiw eine schwere Schlappe. In einer Überraschungsoffensive eroberten die ukrainischen Streitkräfte innerhalb weniger Tage 6000 Quadratkilometer zurück, ein Gebiet, eineinhalb Mal so groß wie das Burgenland. Ob der Vorstoß eine Wende im Ukraine-Krieg einleitet, muss sich erst weisen. Das räumte selbst Selenskij ein.

Doch das Täuschungsmanöver legte abermals eklatante Schwächen der russischen Armee offen, insbesondere bei der Kampfmoral. Umgekehrt stärkt der Erfolg den Durchhaltewillen der Ukrainer – und wohl auch der EU, deren Sanktionsmüdigkeit Putin mit verminderten Gaslieferungen und hohen Energiepreisen schüren will.

Für ihn ist es schon der dritte große Rückschlag in dem Krieg, den er am 24. Februar fahrlässig vom Zaun gebrochen hat. Gleich zu Beginn musste er sich von der Illusion verabschieden, die Ukraine blitzartig in einem Blumenfeldzug einnehmen und Selenskij stürzen zu können. Ende März kam er dann nicht mehr umhin, seine Truppen aus dem Großraum Kiew abzuziehen. Und jetzt machten die Ukrainer mit ihren Gegenschlägen seine Pläne zunichte, in besetzten Gebieten rasche Anschlussreferenden abzuhalten. Dafür ist die Lage dort nun zu unsicher.

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