Steirischer Vorschlag für bundesweite Gebühren an den FH

Vorstoß der Wissenschaftslandesrätin stößt auf Ablehnung bei Studierenden und Vorbehalten beim Fachhochschulrektorat.

Graz/Hoe. Der Vorstoß kam unvermittelt und trübte die Feierstimmung anlässlich des 15-Jahres-Jubiläums der Fachhochschule Joanneum. Die steirische Wissenschaftslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (VP) sprach sich dafür aus, an der landeseigenen Fachhochschule Joanneum die 2006 abgeschaffte Studiengebühr wieder einzuführen. Nicht als Stand-alone-Variante, relativierte sie zwar, sondern im Zuge einer österreichischen Gesamtlösung – inklusive einer deutlichen Anhebung. Derzeit wird an 17 der 21 bundesweiten FH-Standorte eine Studiengebühr von 363 Euro pro Semester eingehoben. Aus dem Umfeld von Edlinger-Ploder hört man als Denkvariante eintausend Euro pro Studienjahr.

An der FH Joanneum stößt der Vorschlag wenig überraschend auf heftigen Widerstand. „Im Moment sieht es so aus, als würde man kontinuierlich versuchen, Studierenden Steine in den Weg zu legen, um sie von vornherein vom Studieren abzuhalten“, protestiert Stefan Krausler, Vorsitzender der Studentenvertretung.

Auch die FH-Führung wehrt sich gegen Studiengebühren – zumindest solange es keine Gesamtreform des Bildungssystems gibt. Generell „könnten gerade im von der Wirtschaft stark nachgefragten naturwissenschaftlich-technischen Bereich Studiengebühren Interessierte abschrecken“, sagt Rektor Karl P. Pfeiffer. Ohne soziale Abfederung sind Gebühren für ihn jedenfalls undenkbar: „Ich will keine neuen sozialen Hürden.“ Auch Edlinger-Ploder sieht für ihren Vorschlag ein ausgebautes und treffsicheres Stipendiensystem als Grundvoraussetzung. Pfeiffer will die eingehobenen Gebühren zudem für die Lehre an der jeweiligen Hochschule zweckwidmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2010)

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