Yakov und Elisabet Gaissinovitch sind vor Jahren von Donezk nach Dnipro geflohen – und nach Ausbruch des jüngsten Krieges nach Österreich.
Ukraine-Krieg

Geflüchtete Juden in Wien: „Mit jedem Tag wird es einfacher, hier zu sein“

Seit Beginn des Angriffskrieges sind Tausende ukrainische und russische Juden geflüchtet – auch nach Wien. Die russischsprachige Gemeinde ist gewachsen, und damit auch ihr Büro. Zu Besuch im neuen Gemeindezentrum bei neuen Mitgliedern.

Die Krim, 600 Kilometer von Donezk entfernt, schien so weit weg, als wären noch mehrere Nullen daran. Elisabet Gaissinovitch erinnert sich sehr gut an dieses Gefühl der Ferne, an die schier unglaublichen Ereignisse rund um die Halbinsel und das eigene, noch stark vorhandene Sicherheitsgefühl. Die Familie Gaissinovitch hatte sich gerade in ihrem neu erworbenen Apartment in Donezk eingerichtet, ihrer Stadt, die sich seit der EM 2012 besonders herausgeputzt zeigte. Von ihrem Wohnzimmerfenster aus konnten sie das Stadion sehen, das Versprechen auf eine europäische Zukunft. Wer sollte das alles kaputt machen wollen?

Als sich im März 2014 die Annexion der Halbinsel abzeichnete, rief die betagte Frau eines Rabbiners, eine US-Bürgerin, die amerikanische Vertretung an und fragte um Rat. Der Rat war eindeutig: „Raus, so schnell wie möglich.“ Koffer gepackt, Telefonate geführt, es zum Bahnhof geschafft. Familie Gaissinovitch holte die befreundete Rebbetzin in Donezk ab, brachte sie in ihre Wohnung. „Kennen Sie den Film ,Terminal‘?“, fragt Yakov Gaissinovitch, „Eine Person landet in New York und in der Zwischenzeit gibt es sein Land nicht mehr. So war es bei der Rebbetzin.“ Die Krim war plötzlich nah, und dann wieder weit weg. „Uns kann das nicht passieren“, dachte Elisabet.

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