Der Ex-Bundeskanzler hat über seine Zeit in der Politik geschrieben. Interessant ist weniger, was er erzählt, sondern vielmehr, wie er es macht.
„Reden wir über Politik“ heißt das erste Buch von Sebastian Kurz, das er mit „Krone“-Kolumnistin Conny Bischofberger geschrieben hat. Von März bis Mitte August 2022 führten die beiden ausführliche Gespräche „über die hellen und die dunklen Seiten der Spitzenpolitik“ und noch so einiges mehr. Über Niki Lauda etwa, der für Kurz Vorbild und Berater war. Über seine Kindheit, seine Prinzipien, seine Begegnung mit Trump, Putin und Merkel und über seine Zukunft als Unternehmer. Welchen Eindruck Bischofberger von dem 35-Jährigen während der Zeit des Austauschs gewonnen hat, beschreibt sie in ihrem Vorwort erstaunlich offen. Immer wieder sei vor ihren Augen das Bild des „Corpo Fechado“ aufgetaucht. Afrobrasilianische Religionen kennen diesen Begriff: „Er beschreibt einen Zustand, in dem der ,verschlossene Körper‘ mithilfe von Ritualen unverwundbar werden soll“, erklärt die Journalistin. „Ähnlich wie bei Kampfsportlern, die sich in einen Zustand versetzen können, in dem sie sogar Schmerzen ausblenden. So habe ich Sebastian Kurz erlebt. Stets das Ziel vor Augen, hoch konzentriert, sein Innenleben schützend zeigt er scheinbar niemals Schwäche.“
Und damit erfährt man bereits auf den ersten Seiten mehr über den Menschen Sebastian Kurz, als man es auf den folgenden 240 Seiten tun wird. Dabei spricht Kurz bemüht offen über seinen politischen Aufstieg (wobei er nie vorhatte, Politiker zu werden) und seine Konkurrenz. Über Reinhold Mitterlehner etwa, für den er Mitleid empfindet, über Christian Kern und dessen Intrigen, über den „stets umgänglichen“ Heinz-Christian Strache und Werner Kogler, der ihm über die Medien ausgerichtet hat, er sei nicht mehr amtsfähig.