Mette Frederiksen

Mitte-Links-Bündnis kommt bei Dänemark-Wahl auf knappe Mehrheit

Die Partei von Regierungschefin Frederiksen bleibt stärkste Kraft im Parlament von Kopenhagen.
Die Partei von Regierungschefin Frederiksen bleibt stärkste Kraft im Parlament von Kopenhagen.REUTERS
  • Drucken

Das Lager um die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Frederiksen kommt genau auf die nötigen 90 Mandate. Diese kündigt noch für Mittwoch den formellen Rücktritt ihrer Regierung sowie Koalitionsverhandlungen für eine breite Koalition an.

Das Mitte-Links-Bündnis um die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat bei der Dänemark-Wahl eine minimale Mehrheit erhalten. Nach Auszählung aller im Land abgegebenen Stimmen kam das linksgerichtete Lager in der Nacht zum Mittwoch auf 90 von 179 Sitze - das reicht exakt. Frederiksen reichte anschließend den Rücktritt ihrer Regierung bei Königin Margrethe II. ein. Mit dem Rücktritt machte sie den Weg zu Sondierungen frei.

Es wird damit gerechnet, dass Frederiksen den Auftrag zur Regierungsbildung erneut erhält. Sie könnte sich dann daran machen, die Möglichkeiten für eine für Dänemark seltene breite Regierung über die politische Mitte hinweg auszuloten. Ihre zweite Option ist es, auf die äußerst dünne Mehrheit von 90 der 179 Sitze zu setzen, die der rote Block allerdings nur unter Berücksichtigung dreier Mandate aus Grönland und von den Färöer-Inseln erzielt hat.

Die bürgerliche Opposition erreichte 73 Sitze. Die neue "Moderaten"-Partei von Ex-Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen zieht mit 16 Abgeordneten ins Parlament ein.

175 der 179 Mandate werden in Dänemark vergeben, jeweils zwei in Grönland und auf den Färöer-Inseln, die beide offiziell zum Königreich Dänemark zählen. Die färöischen Mandate wurden bereits am Montag unter den beiden Blöcken aufgeteilt. Am frühen Mittwochmorgen gingen dann nach Auszählung fast aller Stimmen die beiden grönländischen Mandate - wie schon bei den letzten sechs Wahlen - an den roten Block. So dürfte das Mittel-Links-Bündnis am Ende auf genau 90 Mandate kommen.

Aussicht auf breite Koalition

Frederiksens Sozialdemokraten sind jedenfalls die Sieger der Wahl: Für die Partei stimmten 27,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Somit sind ihr 50 Sitze im Parlament in Kopenhagen sicher. Im Vergleich zur Wahl im Jahr 2019 legte die Partei um 1,6 Prozentpunkte zu. Frederiksen sprach Mittwochfrüh vom "besten Wahlergebnis seit 20 Jahren". Aber: "Es ist auch klar, dass hinter der Regierung in ihrer jetzigen Form keine Mehrheit mehr steht."

Mit dem Rücktritt will Frederiksen den Weg zu einer neuen sogenannten Königinnenrunde freimachen. Dabei wird geschaut, welcher der Parteichefs die besten Chancen hat, sich auf die Suche nach einer neuen Regierung zu machen. Da die Sozialdemokraten erneut die mit Abstand stärkste Kraft geworden sind, dürfte Frederiksen diesen Sondierungsauftrag erneut erhalten. Sie könnte sich dann auf den Weg machen, die Möglichkeiten für eine für Dänemark seltene breite Regierung über die politische Mitte hinweg auszuloten.

"Die Ergebnisse zeigen, dass es erneut eine rote Mehrheit im Parlament gibt", erklärte der Parteichef der unterlegenen Liberalen, Jakob Ellemann-Jensen, nach Veröffentlichung der Resultate. Seine Partei Venstre, die das Mitte-Rechts-Bündnis anführt, verlor rund zehn Prozentpunkte. Nach 23,4 Prozent bei der letzten Wahl 2019 kam sie diesmal nur noch auf 13,3 Prozent. Sie bleibt damit aber weiter zweitstärkste Kraft hinter Frederiksens Sozialdemokraten.

Wie weiter mit Ex-Ministerpräsident Løkke?

Eine zentrale Frage wird bei den künftigen Regierungsverhandlungen sein, inwieweit Frederiksen mit ihrem Vorgänger Løkke kooperieren kann. Dieser war von 2009 bis 2011 sowie zwischen 2015 und 2019 Ministerpräsident. Er war 2021 nach Jahrzehnten aus der liberal-konservativen Partei Venstre ausgetreten. Danach hatte Løkke die Moderaten gegründet, die bei ihrem Debüt nun mit vorläufigen 9,3 Prozent der Wählerstimmen gleich drittstärkste Kraft werden.

Zuletzt ging man davon aus, dass Ex-Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen zum Königsmacher werde.
Zuletzt ging man davon aus, dass Ex-Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen zum Königsmacher werde.(c) REUTERS (FABIAN BIMMER)

Frederiksen hat im Wahlkampf mehrmals betont, eine breite Regierungszusammenarbeit über die politische Mitte hinweg anzustreben. Eine rote Mehrheit dürfte ihre Verhandlungsposition in der Hinsicht entscheidend verbessern: Gehen die zwischen den Blöcken stehenden neu gegründeten Die Moderaten von Ex-Regierungschef Rasmussen oder Parteien des blauen Mitte-Rechts-Blocks nicht auf ihre Forderungen ein, könnte sie mit der Aussicht großen Druck ausüben, stattdessen wieder auf ihren roten Block zu setzen. Dieser unterstützt Frederiksens bisherige sozialdemokratische Minderheitsregierung bereits heute im Parlament.

In manchen Dingen wie ihrer strikten Einwanderungspolitik setzte Frederiksen aber häufiger auch auf Stimmen von rechts. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte es zudem eine blockübergreifende Zusammenarbeit in Militärfragen gegeben, auch bei der Unterstützung der Däninnen und Dänen im Kampf gegen die stark gestiegenen Energiepreise wurde zuletzt zusammengearbeitet.

(APA/dpa/AFP )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wahlsiegerin Mette Frederiksen.
Analyse

Die dänische Zauberformel

Die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen gewann abermals die Wahlen. Sie grub mit linker Sozialpolitik und einem harten Kurs in Migrationsfragen den Rechtsextremen das Wasser ab.
Bei den Parlamentswahlen in Dänemark hat sich das Linksbündnis um die Sozialdemokraten der amtierenden Ministerpräsidentin Mette Frederiksen eine knappe Mehrheit gesichert.
Experte

Nach Parlamentswahl: Regierungsbildung in Dänemark könnte länger dauern

Trotz ihres Wahlsieges hat die dänische Ministerpräsidentin angekündigt, vorerst zurücktreten - mit dem Ziel, eine neue, breite Koalition zu bilden. Experte Rune Stubager rechnet allerdings mit wochenlangen Verhandlungen über eine neue Regierung.
Denmark-vote-DENMARK-POLITICS-VOTE
Dänemark-Wahl

Sieg für Mette Frederiksen in Dänemark

Die Sozialdemokratin erhielt die meisten Stimmen. Ob sie weiterregieren kann, hängt aber von Königsmacher Rasmussen ab.
Metter Frederiksen im Wahlkampf-Einsatz in Kopenhagen am 30. Oktober.
Wahlen in Dänemark

Dänemark: Eine „rechte“ Genossin zittert um die Macht

Platz eins ist den Sozialdemokraten von Regierungschefin Mette Frederiksen bei den Wahlen am Dienstag zwar sicher. Aber Königsmacher könnte danach die neue Partei von Ex-Premier Rasmussen sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.