COP27

Klimagipfel: Optimismus für Van der Bellen "nicht leicht, aber notwendig"

Das Ziel, die Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei mit den derzeitigen Maßnahmen nicht zu erreichen, konstatiert Van der Bellen.
Das Ziel, die Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei mit den derzeitigen Maßnahmen nicht zu erreichen, konstatiert Van der Bellen.REUTERS
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Angesichts des gerade erlebten Oktobers zu vermitteln, der allgemein als angenehme Verlängerung des Spätsommers empfunden wurde, sei es schwer, das Thema Klimawandel zu vermitteln, sagt der Bundespräsident.

Mit gemischten Gefühlen geht Bundespräsident Alexander Van der Bellen in die Weltklimakonferenz COP27. Angesichts der bisherigen ungenügenden oder ungenügend umgesetzten Ergebnisse vorangegangener Klimagipfel sei Optimismus "nicht leicht - aber notwendig", meinte Van der Bellen am Montag am Tagungsort im ägyptischen Sharm El-Sheikh. "Wo sonst sollen solche Verhandlungen stattfinden? Die UNO ist die einzige weltweite Plattform, die wir haben."

Auf seiner ersten Auslandsreise nach seiner Wiederwahl - "wenn es zu einer Stichwahl gekommen wäre, dann säße ich heute nicht hier" - wird der Bundespräsident im Rahmen eines Treffens der Staatsoberhäupter und Regierungschefs über die Bewältigung der Klimakrise sprechen und am Rand des Gipfels auch mehrere bilaterale Gespräche führen - vor allem auch mit UNO-Generalsekretär Antonio Guterres.

„Jedes Zehntelgrad spielt eine Rolle"

Guterres ist es auch, dem Van der Bellen großen Respekt für sein Engagement im Kampf um Maßnahmen gegen den Klimawandel zollt: "Es ist ein historischer Glücksfall, dass Guterres, der nicht aus einer Grünen Partei kommt, als UNO-Generalsekretär wiederbestellt worden ist." Der portugiesische Sozialdemokrat sei "der inzwischen heftigste, engagierteste Kämpfer gegen den Klimanotstand, den man sich nur wünschen kann". Der Bundespräsident hatte noch am Montagnachmittag ein Treffen mit Guterres auf dem Programm.

Wie für den UNO-Generalsekretär ist auch für Van der Bellen klar, dass das Ziel des Pariser Klimavertrags von 2015, die Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, "mit den derzeitigen Maßnahmen nicht zu erreichen ist, sondern wir eher bei 2,5 bis 4 Grad landen."

Wobei sich Van der Bellen klar darüber ist, wie schwierig es ist, dieses Thema angesichts eines gerade erlebten Oktobers zu vermitteln, der allgemein als angenehme Verlängerung des Spätsommers empfunden wurde - bei Temperaturen, die um rund zehn Grad über dem langjährigen Oktoberdurchschnitt lagen. "Was ist, wenn das Gleiche im März, April passiert, im Juli, ohne Regen? Was passiert mit der Landwirtschaft, überhaupt mit der Natur?" Es gehe darum, zu vermitteln, "dass es nicht wurscht ist, sondern dass jedes Zehntelgrad, nicht nur irgendwo in Afrika, sondern speziell auch bei uns in den Alpen eine große Rolle spielt, wo die Erhitzung ungefähr doppelt so schnell vorangeht als im Rest der Welt."

Van der Bellen tritt jugendliche Delegation

In diesem Zusammenhang wird der Bundespräsident in Sharm El-Sheikh auch mit einer Delegation österreichischer Jugendlicher zusammentreffen: "Die jungen Leute haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Sensibilität und die Aufmerksamkeit für das Thema gestiegen ist, angefangen bei Greta Thunberg - aber nicht nur."

Seine persönlichen Erwartungen an den Gipfel sind pragmatisch: "Versucht wird jedenfalls, im Bereich der Finanzierung und im Bereich der Verantwortung für das, was schon passiert ist und - auch bei Erreichen des Eineinhalb-Grad-Ziels - noch passieren wird, weiterzukommen." Hier erwartet Van der Bellen "harte Auseinandersetzungen, letztlich um Geldfragen, aber auch um Moral und Verantwortung. Die Industriestaaten zögern, diese Verantwortung anzunehmen und der globale Süden wird - mit recht - nicht müde, darauf hinzuweisen. Wobei nicht alles, was im globalen Süden passiert, dem Verhalten der Industrieländer zuzuschreiben sein wird."

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