Chaos im Flugverkehr: Geldstrafen in Millionenhöhe?

Chaos Flugverkehr Geldstrafen Millionenhoehe
Chaos Flugverkehr Geldstrafen Millionenhoehe(c) AP (Alastair Grant)
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Der britische Verkehrsminister fordert eine Geldstrafe für Flughafenbetreiber bei Betriebsausfällen. In Moskau legte Eisregen einen Flughafen lahm.

Die britische Regierung prüft nach dem witterungsbedingten Chaos vor Weihnachten am Londoner Großflughafen Heathrow gesetzliche Möglichkeiten zur Bestrafung von Airportbetreibern. Die Behörden sollten in entsprechenden Fällen Geldstrafen in zweistelliger Millionenhöhe verhängen können, sagte Verkehrsminister Philip Hammond der Zeitung "Sunday Times". Es sei nicht akzeptabel, dass die Betreibergesellschaft BAA nach den bisherigen Regelungen keine Strafen zu befürchten habe. "Es muss eine Geldstrafe für Betriebsausfälle geben, und es muss größerer Wert auf Leistung und Kundenzufriedenheit gelegt werden", sagte Hammond.

Der Flughafen Heathrow war vor gut einer Woche wegen des Winterwetters komplett geschlossen worden. Bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs saßen tausende Reise tagelang in den Terminals fest. Die britische Luftfahrtbehörde hat laut "Sunday Times" bisher keine Möglichkeit, Strafen gegen den Betreiber zu verhängen.

Angesichts ausgefallener Flüge und gestrandeter Passagiere hat die Fluggesellschaft Air France den Pariser Flughafen Charles de Gaulle kritisiert. Es sei nicht akzeptabel, dass das Drehkreuz über nicht genügend Enteisungsmittel für Flugzeuge verfüge, sagte der Chef der Gruppe Air France-KLM, Pierre-Henri Gourgeon. Der Flughafen in Roissy bei Paris hatte mitten im Weihnachtsverkehr Enteisungsmittel aus Deutschland und den USA holen müssen, um seine Vorräte aufzufüllen. Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet kündigte eine Überprüfung an.

Entspannung nach Schneechaos

Nach dem Chaos auf Europas Verkehrswegen wegen Schnee und Eis am Heiligen Abend hat sich die Lage über die Feiertage deutlich entspannt. Am Pariser Großflughafen Roissy-Charles de Gaulle normalisierte sich am Christtag der Flugbetrieb, nachdem rund 200 Menschen die Nacht dort verbracht hatten. Moskau verwandelte sich wegen Eisregens indes in eine einzige Rutschbahn, nach einem Stromausfall wurde zudem der größte Flughafen gesperrt.

Angaben der Behörden vom Abend des Christtags zufolge wurde in Roissy kein Flug annulliert. Die meisten geplanten Verbindungen wurden pünktlich erwartet. "Alles normalisiert sich", teilte die Fluggesellschaft Air France mit. Die französische Umweltstaatssekretärin Nathalie Kosciusko-Morizet forderte bei einem Besuch des Flughafens unterdessen eine Inspektion, um die Gründe für den Mangel an Enteisungsmittel auf den Flughäfen zu untersuchen. Auch auf Frankreichs Straßen normalisierte sich der Verkehr.

Hunderte Touristen auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm mussten die Nacht auf Samstag wegen heftiger Schneefälle in Militärbaracken oder auf Fähren verbringen. Eine Hebamme machte sich am Samstag kurzerhand mit Langlaufskiern auf den Weg, um bei einer Geburt auf der durch das Schneechaos von der Außenwelt abgeschnittenen Insel zu helfen.

Moskau-Domodedowo geschlosen

In Moskau fiel am Flughafen Domodedowo der Strom aus. Der Airport wurde geschlossen, etwa 16.000 Reisende saßen fest. Die Behörden rechneten nicht damit, das Problem vor Sonntagabend zu lösen. In der russischen Hauptstadt ist es derzeit mit Temperaturen um den Gefrierpunkt ungewöhnlich warm. Gefrierender Regen machte die Straßen und Wege spiegelglatt, vielerorts schützten Autobesitzer ihre Wagen mit Matratzen vor herabstürzenden Eiszapfen.

In Deutschland lief der Bahnverkehr nach den großen Einschränkungen am Heiligen Abend wieder weitgehend ruhig. "Der Fernverkehr ist stabil", sagte ein Sprecher am Sonntag. Alle wichtigen Fernverkehrsstrecken seien frei. Durch das Tempolimit auf 200 Stundenkilometern gebe es auf den längeren Strecken aber einige Verspätungen "im Minutenbereich", sagte der Bahnsprecher. Auf den Flughäfen, vor allem in Frankfurt am Main, verspäteten sich allerdings noch immer viele Flieger.

Belgische Kirche eingestürzt

Riesenglück hatten im belgischen Ort Lutselus die Besucher der weihnachtlichen Mitternachtsmesse. Kurz nach der Feier stürzte die Kirche ein. Als das Flachdach des 72 Jahre alten Backsteinbaus in der Heiligen Nacht gegen 4 Uhr nachgab, befand sich niemand mehr in dem Gotteshaus, teilte die Polizei mit. An der Messe hatten zuvor etwa 200 Menschen teilgenommen.

(Ag.)

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