Klimastudie

Nur mehr rund 40 Prozent der Bevölkerung blicken positiv in die Zukunft

Die Presse/Clemens Fabry
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Ukraine-Krieg und steigende Kosten haben dem Optimismus in Österreich einen Dämpfer verpasst. Auch die Klimakrise ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Die Klimakrise ist für eine breite Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher ein bedeutsames Thema. 74 Prozent der Befragten für die "Klimastudie 2022" des Marktforschungsinstituts Integral im Auftrag von Greenpeace und der ORF-Initiative "Mutter Erde" sind dieser Ansicht. 86 Prozent unterstützen Maßnahmen gegen die Krise. Insgesamt ist das Thema "gekommen, um zu bleiben", wie es in einer Pressekonferenz hieß.

Angesichts des Krieges in Europa und den steigenden Kosten ist die Stimmung der Österreicherinnen und Österreicher aber generell im Keller. Nur mehr 42 Prozent der Befragten blicken demnach optimistisch in die Zukunft, was einem satten Minus von 26 Prozent gegenüber der Vergleichsbefragung vor zwei Jahren ausmacht. Dies sei gemeinsam mit dem großen dem Vertrauensverlust in die Politik "alarmierend", wie Bertram Barth, Geschäftsführer von Integral, erklärte.

Zwei Drittel zweifeln an Klimapolitik

Zwar fühlen sich nur rund 50 Prozent von der Klimakrise direkt bedroht, der Blick in die Zukunft war dennoch düster. 90 Prozent der Befragten rechnen damit, dass Extremwetterereignisse weiter zunehmen werden. 64 Prozent halten sogar Wüstenbildungen im Mittelmeerraum für möglich. Mehr als zwei Drittel zweifeln auch daran, dass die Politik noch rechtzeitig die notwendigen Schritte dagegen setzen wird.

Klimafreundliche Maßnahmen erfreuen sich dafür großer Zustimmung. So unterstützen drei von fünf Befragten verpflichtende Energiesparmaßnahmen. Zwei Drittel befürworten die Umgestaltung des Steuersystems, sodass klimafreundliches Verhalten belohnt wird. Nur mehr vier Prozent würden sich freiwillig für eine neue Gasheizung entscheiden. Dagegen begrüßt der Großteil den Ausbau von Photovoltaik- und Windstromanlagen mit 91 bzw. 81 Prozent. "Eindeutiger kann der Handlungsauftrag an die Politik nicht sein", sagte Greenpeace-Experte Herwig Schuster.

Klimawandel in der Mitte der Gesellschaft angekommen

Bemerkenswert ist auch, dass der Klimawandel kein Thema der Eliten mehr ist, sondern tief in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Inwieweit diese Mitte durch die drastischen Aktionen von Aktivistinnen und Aktivisten wie das Festkleben an Fahrbahnen oder das Anschütten von Kunstwerken - auch wenn diese stets durch Glasrahmen geschützt sind - gleich wieder verschreckt werden könnte, sah Barth ambivalent. Die "harmoniebedürftige Mitte" würde extreme Aktionen zwar generell ablehnen, allerdings könnte damit auch die Dramatik der Situation deutlich werden.

Eine weitere Erkenntnis der Umfrage: Obwohl das persönliche Interesse an Klimathemen grundsätzlich hoch ist, fühlen sich viele Menschen nicht ausreichend informiert. So geben 58 Prozent an, dass sie nicht wissen, welche erfolgreichen Klimaschutzmaßnahmen in Österreich gesetzt werden. 65 Prozent wissen nicht, welche finanziellen Folgen es nach sich zieht, wenn Österreich internationale Klimaziele weiterhin verfehlt. Hier will "Mutter Erde" ansetzen. "Wir haben das Ziel, die Menschen in Österreich für Umweltthemen zu begeistern, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären sowie über die notwendigen Lösungen zu sprechen", sagte Geschäftsführerin Anita Malli.

Details zur Studie

Das Marktforschungsinstitut Integral befragte für die „Klimastudie 2022“ 1000 Personen ab 16 Jahren.

Die Erhebung fand von 5. bis 20. Juli 2022 telefonisch und online statt.

Details zu Studie findet man hier.

(APA)

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