Lokalkritik

Unter 20 Euro im Traditionsgasthaus Zur Mitzitant

Traditionsgasthaus Zur Mitzitant in Wien-Neubau
Traditionsgasthaus Zur Mitzitant in Wien-Neubau Die Presse/Clemens Fabry
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Das Traditionsgasthaus Zur Mitzitant in Wien-Neubau wurde sanft auf Vordermann gebracht. Das ist durchaus gelungen.

Am Namensschild erkennen nur aufmerksame Beobachter, dass sich hier etwas getan hat. Die Mitzitant in Wien-Neubau hat seit ein paar Wochen drei Buchstaben dazubekommen und heißt jetzt Zur Mitzitant. Die dezente Namensänderung ist Programm: Das Traditionsgasthaus – dereinst von der namensgebenden Mitzi eröffnet – wurde neu übernommen aber nicht gleich völlig über den Haufen geworfen. Zwar wurden die rosafarbenen und grünen Wände übermalt, ein Haufen leerer Fässer von der Fensterbank geräumt und neben dem Fernseher noch einige andere Dinge verbannt – die konnte man vor ein paar Wochen bei einem Flohmarkt erstehen. Der Kern blieb aber erhalten: der typische Wirtshauscharme und, bei Neuübernahmen nicht selbstverständlich: auch Stammgäste von früher.

Dabei hätte man durchaus anderes erwarten können: Die neuen Betreiber sind nämlich kein unbeschriebenes Blatt, im Gegenteil: Es handelt sich um das Team von Konstantin Stadler und Andreas Thomas, die vor gut einem Jahr das Stadler und Thomas in der Burggasse aufgesperrt haben – und dort gehobene Kreativküche servieren: von Fasan-Consommé bis zu Pulpo. In der Mitzitant gibt es jetzt trotzdem keine Miso-Melanzani und auch keine Mirabellentarte mit Tonka (so köstlich die auch klingt), sondern weiterhin bodenständige Küche. Und echt guten Service: Der rät vom Rindssuppentrio gleich einmal ab: zu groß als Vorspeise. Dann eben Frittatensuppe (4,70 Euro). Das viele frische Gemüse ist fein, der Koch vielleicht ein bisschen verknallt – ist aber nicht so tragisch. Die Rindsrouladen (16,30 Euro) sind zu Recht die Empfehlung des Hauses, netter Touch: Sie kommen nicht nur mit Erdäpfelpüree, sondern auch mit knackigem Gemüse. Ansonsten gäbe es noch Gulasch, Beuschl oder – für die veganen Gäste – gefüllte Paprika, zu Mittag ein Menü um wohlfeile 10,90 Euro (an Donnerstagen Cremespinat mit Rösti und Spiegelei!). Das abendliche Cordon Bleu (13,30 Euro) ist solide. Dass der Restaurantchef den Wunsch nach einem kräftigeren Käse gleich notiert, macht Freude. Und noch mehr Lust, wieder einmal vorbeizuschauen.

Zur Mitzitant, Seidengasse 39, 1070 Wien, Mo.–Fr. 11–22 Uhr, www.mitzitant.at

www.diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2022)

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