Mütter klagen über die schlechte Ausstattung ihrer Söhne in der russischen Armee. Putins „Spezialoperation“ in der Ukraine stellen sie hingegen nicht infrage.
Olga Zukanowa kann sich in Rage reden. „Alles muss man selbst machen, niemand wird einem helfen“, sagt sie dann und schaut durchdringend in die Kamera ihres Computers. Olga Zukanowa aber will, dass ihr geholfen wird und macht deshalb vieles selbst – weil sie ihren einzigen Sohn vor der Front in der Ukraine bewahren will. Der 20-jährige Wehrdienstleistende soll zu ihr nach Samara an der Wolga zurückkommen. Schließlich sei sie „eine gewöhnliche Frau“ und „eine normale Mutter“, die nicht wolle, dass auf ihr Kind geschossen werde.
Dafür hat sie sich mit einigen anderen Frauen quer durch Russland zum „Rat der Mütter und Ehefrauen“ zusammengetan, seit September ziehen sie zu den Militäreinheiten ihrer Söhne und Ehemänner, schreiben Beschwerdebriefe an die Ministerien, fordern ein Treffen mit Russlands Präsident, Wladimir Putin. Sie prangern die Missstände bei der Mobilisierung an, verlangen wärmere Stiefel für ihre Söhne, moderne Waffen, bessere Vorbereitung. Die „militärische Spezialoperation“, wie der Krieg in der Ukraine in Russland offiziell heißt, stellen sie dabei nicht infrage.