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Fußball-WM

Marokko gegen Frankreich: Kommt die Revanche der Kolonialisierten?

Hier verlief die Kolonialisierung ganz anders als in Algerien: Fußball spielende Kinder bei einem der Eingänge zur Alten Medina in Fez.
Hier verlief die Kolonialisierung ganz anders als in Algerien: Fußball spielende Kinder bei einem der Eingänge zur Alten Medina in Fez.imago images/Jaume Juncadella
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Marokko gegen Frankreich im Halbfinale, das provoziert symbolische Deutungen, denn der arabische Staat war einst von Frankreich kolonialisiert. Das Match lässt sich historisch aber auch ganz anders sehen.

Am Mittwoch spielt der Westen gegen Frankreich. Zumindest sprachlich gesehen. Nichts anderes als der Westen heißt Al-Maghrib eigentlich, die alte Selbstbezeichnung des Königreiches Marokko, des westlichsten aller arabischen Länder.

Als Gebiet der untergehenden Sonne – im Gegensatz zu jenem der aufgehenden, Mashrek – wurde es natürlich nicht von Europa aus gesehen. Ibn Khaldoun, der berühmte arabische Geograf, benützte im 14. Jahrhundert als erster die Bezeichnung „Djaziret el-Maghreb“ („Insel der untergehenden Sonne“) für die Region zwischen dem Mittelmeer und der Sahara.

Der „Westen“ gegen den „Westen“

Wenn nun am Mittwoch im WM-Halbfinale Marokko gegen Frankreich spielt, lässt sich viel Symbolik hineinlegen. Aber kaum einer wird bei den „Löwen vom Atlas“ wohl daran denken, dass sie den „Westen“ repräsentieren. Stattdessen zeigen die Unterstützungsbekundungen aus aller Welt, wie sehr man die marokkanische Mannschaft als Repräsentantin einer dem „Westen“ entgegengesetzten Welt wahrnimmt – einerseits des afrikanischen Kontinents, andererseits der arabischen Welt. Auch damit hängt die Angst vor mit dem Match einhergehenden Ausschreitungen zusammen.


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