Streamingtipps

Die spannendsten neuen Filme im Stream

Ein Biopic über Franz Beckenbauer, eine Neuverfilmung von „Lady Chatterleys Liebhaber“, ein indischer Blockbuster, der auch im Westen für Furore sorgt: So unterschiedlich sind die jüngsten Filmhits des Onlinekino-Programms.

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Bardo

Alejandro G. Iñárritus große Nabelschau
zu sehen auf Netflix

22 Minuten kürzer ist die Fassung des Films „Bardo“ ausgefallen, die seit Freitag bei Netflix zu sehen ist: Nach dessen Premiere beim Festival von Venedig – bei dem die Kritik fast einhellig „Zu lang!“ posaunte – dauert er jetzt „nur“ noch zweieinhalb Stunden. Der mexikanische Starregisseur Alejandro González Iñárritu gibt sich allein mit Perfektion zufrieden. Weshalb er oft und gern unzufrieden ist.

Davon handelt nun auch die jüngste Monumentalproduktion des Schöpfers von „Birdman“, „Babel“ und „The Revenant", vollständiger Titel: „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“. Eine großspurige Nabelschau über einen mexikanischen Starregisseur (von Dokumentarfilmen), verkörpert von Daniel Giménez Cacho, angesiedelt in einer tragikomischen Trugbilderwelt zwischen Sein und Schein, im Geiste männlicher Autofiktionsklassiker wie Fellinis „Achteinhalb“.

Iñárritus Reise durch die Absurditäten mexikanischer (Zeit-)Geschichte und durch das Fegefeuer seiner eigenen Eitelkeit ist gerade aufgrund seiner scham-und zügellosen Ichbezogenheit – sogar bei der Selbstkasteiung – die exzentrischste (und damit spannendste) seiner bisherigen Arbeiten, von Darius Khondji in hypnotische Weitwinkelaufnahmen gegossen. Nur leider: immer noch viel zu lang. (and)

Die Schwimmerinnen

Geflüchtete Schwestern bei den Olympischen Spielen
Zu sehen auf Netflix

Die Geschichte einer Flucht aus Syrien, kombiniert mit einem Sportlerinnendrama: Gerade tanzen die Schwestern und Schwimmerinnen Yusra und Sarah Mardini noch in der Rooftop Bar in Damaskus, da schlagen die ersten Raketen ein. Die jungen Frauen flüchten über das Mittelmeer, ertrinken beinahe, werden von Schleppern betrogen und betatscht und landen in einem trostlosen Auffanglager in Berlin. Trotzdem ist dieser Film nie hoffnungslos. Yusra gibt ihren Traum, zu den Olympischen Spielen zu fahren, nicht auf (Matthias Schweighöfer spielt ihren Coach). Ein kraftvoller Film nach einer wahren Begebenheit und ein liebevolles Porträt zweier Schwestern, die von tatsächlichen Schwestern gespielt werden, Nathalie und Manal Issa. (her)

Der Kaiser

Wie Franz Beckenbauer zum Superstar wurde
Zu sehen bei Sky

Spätestens seit der Fußball-WM in Katar weiß man, wie die Fifa zum geldgierigen Weltverband wurde, der sie heute ist. Der Spielfilm „Der Kaiser“ reicht am Beispiel Franz Beckenbauers (Klaus Steinbacher mit bayrischem Dialekt) nach, wie sich Fußballer in hoch bezahlte Stars verwandelt haben. Entlang der Karriere bis zum WM-Titel als Spieler (1974) und Trainer (1990) werden Atmosphäre, Konflikte und Wandel der Fußballwelt geschildert – und des „Kaisers“ großes Talent gewürdigt. Die vom Berater befeuerte finanzielle Emanzipation wirkt stimmig, eher platt indes die Auseinandersetzung mit Beckenbauers Privatleben (kalter Vater, wechselnde Frauen) – ebenso wie sein finales Plädoyer für das „Gute“ im Fußball im Lichte späterer Korruptionsvorwürfe. (swi)

Lady Chatterleys Liebhaber

Jetzt mit noch mehr Sex
Zu sehen auf Netflix

Die siebte Verfilmung von D. H. Lawrence' legendärem Roman zeigt viele sehr explizite Sexszenen (gedreht mit beratendem „Intimacy Coordinator“). Gut so. Die physische Komponente ist zentral in der Liebesgeschichte zwischen der einsamen, vernachlässigten Ehefrau Connie und dem von seiner Frau betrogenen, naturverbundenen Wildhüter Oliver Mellows. Gespielt werden die beiden von britischen Nachwuchsstars: Emma Corrin verkörperte Lady Diana in der vierten Staffel von „The Crown“ und wird nun als Oscar-Kandidatin gehandelt, Jack O'Connell hatte etwa die Hauptrolle in Angelina Jolies Kriegsdrama „Unbroken“. (her)

RRR

Lustvoller Bombast aus Tollywood
Zu sehen auf Netflix

Unlängst konnte der indische Regisseur S. S. Rajamouli einen Etappensieg im Kampf um eine Oscar-Nominierung verbuchen: den renommierten Regiepreis der New Yorker Filmkritikergilde. Gleichwohl nicht der offizielle Auslandsoscar-Kandidat seines Landes, hat Rajamoulis dreistündiges Historienepos „RRR“ – einer der teuersten und erfolgreichsten Kassenschlager der indischen Filmgeschichte – doch eine beachtliche Zugkraft im Westen entwickelt, aufgrund seines lustvoll überzogenen, zügellos spektakulären Actionfeuerwerks mit antikolonialer Botschaft. Am Sonntag läuft „RRR“ gar im Gartenbaukino in Wien.

N. T. Rama Rao Jr. und Ram Charan, Stars des südindischen Tollywood-Kinos, spielen zwei historische Revoluzzer als De-facto-Superhelden, die sich nach melodramatischen Volten zusammenraufen und das als abgrundtief böse gezeichnete britische Empire quasi im Alleingang in die Knie zwingen. Ein wilder Ritt. Der Hype um „RRR“ zeugt aber auch von der Bereitschaft westlicher Meinungsmacher, Merkmale „exotischer“ Filme auszublenden, die sonst geächtet würden: Gewaltverherrlichung, fahnenschwingenden Hurrapatriotismus und ein durch und durch patriarchales Weltbild. (and)

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