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Neue Serien: „The Night Agent“, Mafia-Mütter und „Beef“

Warum sich der Überraschungshit „The Night Agent“ lohnt, wie sich Instagram-Star Celeste Barber auf Netflix macht und was die Superheldengeschichte „Die Gabe“ mit #MeToo zu tun hat: aktuelle Serien im Schnellcheck.

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The Night Agent

Agententhriller, 2023
Zu sehen auf Netflix

Eines vornweg: Weder erfindet „The Night Agent“ sein Genre neu, noch spielen namhafte Stars mit. Warum also ist diese Serie eine der erfolgreichsten, die der Streamer Netflix bisher hervorgebracht hat? Wohl, weil Showrunner Shawn Ryan („The Shield“) ein rasanter Agententhriller mit zeitgeistiger Note gelungen ist.

Die Geschichte beginnt mit dem einfachen FBI-Agenten Peter Sutherland (gespielt vom nun erwachsenen „Super 8“-Kinderstar Gabriel Basso). Er verhindert bei einem Bombenanschlag auf die Washingtoner U-Bahn das Schlimmste. Und darf zum Dank im Keller des Weißen Hauses ein Telefon hüten, das niemals klingelt. Eines Nachts ruft natürlich doch jemand an: die in Lebensgefahr schwebende IT-Spezialistin Rose Larkin (Luciane Buchanan), deren Onkel und Tante Geheimagenten waren. Schnell finden sich Peter und Rose in einer Verschwörung wieder, die bis ins Weiße Haus reicht – was den beiden Gelegenheit gibt, zu zweit zu ermitteln. Und dem Publikum, zu überlegen, wer die „Ratte“ im Umkreis der Präsidentin ist.

Der abwechslungsreiche, dabei nicht völlig abwegige Plot treibt die Serie zügig voran. In ruhigeren Momenten knistert es sanft zwischen den gleichwertigen Hauptfiguren. Staffel zwei ist bereits in Arbeit. (her)

Die Gabe (The Power)

Frauenpower, 2023
Zu sehen auf Amazon Prime

Naomi Aldermans Roman, im Original „The Power“, wurde nun als neunteilige Serie verfilmt: Junge Frauen können darin plötzlich Stromstöße über ihre Hände abgeben, was sie Männern physisch überlegen macht. Die vier Hauptfiguren gehen mit diesen veränderten Machtverhältnissen völlig unterschiedlich um. Roxy (Ria Zmitrowicz), die uneheliche Tochter eines Londoner Gangsters, erkämpft sich damit ihren Platz auf der falschen Seite des Gesetzes. Allie (Halle Bush), ein missbrauchtes Waisenmädchen aus dem Süden der USA, wird radikalisiert.

Der Roman erschien 2016, er traf durch die gerade erst aufgekommene #MeToo-Debatte und den Einzug eines offen frauenverachtenden Präsidenten ins Weiße Haus den Nerv der Zeit. Inzwischen wirkt die Geschichte nicht mehr ganz so frisch – aktuell ist ihre Parabel über Macht und Ohnmacht, aufgeteilt nach Geschlecht, leider immer noch. (her)

Wellmania

Selbsthilfekomödie, 2023
Zu sehen auf Netflix

Eigentlich kennt man die australische Comedienne Celeste Barber von Instagram: Dort stellt sie die Posen von Berühmtheiten nach – und führt damit deren Absurdität vor Augen. In ihrer ersten Serien-Hauptrolle verkörpert Barber die Gourmetkritikerin Liv, der aufgrund mangelnder Fitness (!) die Einreise in die USA verwehrt wird. Also möchte sie schleunigst gegensteuern: mit Detoxing, Diäten und Sport. Wobei sie zum Teil spektakulär (und leider nicht immer komisch) scheitert. (her)

Beef

Kränkungssatire, 2023
Zu sehen auf Netflix

Irgendetwas ist immer: Das Leben des unterbezahlten Facharbeiters Danny (Steven Yeun) gleicht einem Spießrutenlauf durch alltägliche Kränkungen. Ob Familie oder Beruf: Nie bekommt er den Respekt, den er sich so sehr wünscht. Die Geschäftsfrau Amy (Komikerin Ali Wong) hat es im direkten Vergleich ganz gut. Doch auch ihr setzt der ständige Optimierungsdruck ihrer Umwelt zu. Beide haben es satt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Eine Beinahe-Kollision mit PKW auf dem Supermarkt-Parkplatz bringt ihre Fässer vollends zum Überlaufen. Was folgt, ist nicht bloß rabiates Racheduell, sondern auch sozialkritisches Drama der schärferen Sorte, stark gespielt und mit prickelndem Widerhaken-Humor. Fazit der ersten Folgen: Vielversprechend! (and)

The Good Mothers

Mafiadrama, 2023
Zu sehen auf Disney+

Die Story beginnt adäquat düster: Lea kehrt mit ihrer bald 18-jährigen Tochter Denise zu ihrem Mafioso-Ehemann zurück – und verschwindet umgehend. Dass die Frau, die sich jahrelang versteckte, weil der Familienclan sie für eine Verräterin hielt, nicht einfach abgehauen ist, das wird nach einer Schrecksekunde auch Denise klar (hervorragend: Gaia Girace; „Meine geniale Freundin“). Sie wird nie ein freies Leben führen, denn künftig bestimmt die Mafia über sie.

Die Serie (nach dem Roman von Alex Perry) basiert auf wahren Begebenheiten. Die Frauen der kalabrischen 'Ndrangheta – der mit 50 Milliarden Euro Jahresumsatz angeblich mächtigsten Mafia-Organisation der Welt – werden von ihren Vätern, Cousins und Ehemännern drangsaliert, kontrolliert, geschlagen, mitunter auch verstümmelt oder ermordet. Wer sich nicht fügt, wird bestraft. Diese Atmosphäre der Angst dringt in der sechsteiligen Miniserie rasch bis tief unter die Haut. Man kann verstehen, dass drei der 'Ndrangheta-Frauen aus dem Mut der Verzweiflung heraus den Befreiungsschlag planen. In „The Good Mothers“ wird daraus ein dichtes, aufreibendes Drama. In Berlin gab es dafür den allerersten Berlinale Series Award. Verdient! (i. w.)

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