Der ehemalige General Petr Pavel und der frühere tschechische Premier Andrej Babiš gehen ins Rennen um den Einzug in die Prager Burg. Der Wahlkampf beginnt mit einem Streit über die kommunistische Vergangenheit.
Prag. „Diese 14 Tage vor der Stichwahl um das Präsidentenamt werden beinhart und wohl auch sehr schmutzig.“ In diesem Sinne äußerten sich am Sonntag übereinstimmend nahezu alle Politologen in den Analyse-Sendungen von Hörfunk und Fernsehen Tschechiens.
Vor allem bleibt der Kampf um das höchste Amt im Nachbarland spannend. Aus der ersten Runde gingen der frühere hohe Nato-General Petr Pavel und der einstige Regierungschef Andrej Babiš fast gleich stark hervor. Beide kamen auf etwa 35 Prozent der Stimmen. Babiš führte lang das Rennen an. Erst mit der Auszählung der Wahlergebnisse aus Prag wendete sich das Blatt noch knapp zugunsten des Ex-Generals Pavel. Was einmal mehr bestätigte, dass man in der Hauptstadt prinzipiell anders als im Rest des Landes wählt.
Babiš bohrt in Pavels Wunde
Da drei unterlegene Kandidaten noch am Samstagabend Pavel ihre Unterstützung gegen Babiš zusagten, könnte man einen numerischen Vorteil für Pavel in der Entscheidungsschlacht erwarten. Aber es gibt dennoch Unwägbarkeiten. Zwar teilen Pavel und seine Helfer aus den Reihen der Verlierer gemeinsame Grundwerte. Alle haben sich in ihren Wahlkämpfen auf die Aufgaben des Amtes konzentriert, alle eint der Wunsch, dem Amt nach zehn Jahren der inhaltlich wie formal dubiosen Herrschaft des amtierenden Präsidenten, Miloš Zeman, wieder Ehre machen zu wollen.
Dennoch ist nicht ausgemacht, dass jetzt alle Wähler dieser unterlegenen Kandidaten in der zweiten Runde ihre Stimme General Pavel geben werden. Womöglich werden viele von ihnen der Wahl enttäuscht fernbleiben. Manch einer könnte sich auch daran stören, dass Pavel keine blütenweiße Vita aufzuweisen hat.