Der Fall um den getöteten Rekruten in der Flugfeldkaserne Wiener Neustadt ist nicht so eindeutig, wie ihn das Bundesheer dargestellt hat. Die Aussage eines Augenzeugen beschreibt die Ereignisse deutlich anders.
Die ersten Zeugeneinvernahmen rund um den Tod eines Wachsoldaten in der Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt unterscheiden sich deutlich von dem Erstbericht des Bundesheers. Die Angaben in den Protokollen des Landeskriminalamts NÖ, die der „Presse“ vorliegen, sind widersprüchlich und lassen einige Fragen offen. Vor allem die Aussagen des Offiziers vom Tag (OvT), die in der Bundesheer-Erklärung Niederschlag finden, und die eines Wachsoldaten unterscheiden sich erheblich.
Nur zwei Tage nach dem Vorfall am 6. Jänner veröffentlichte das Bundesheer bereits den ersten Bericht einer internen Kommission. Dieser stellt die Ereignisse folgendermaßen dar: Der Grundwehrdiener Konstantin D. soll sich Freitagfrüh vor der Wachablöse um kurz vor sieben Uhr gegenüber seinen Kameraden aggressiv verhalten und sie im Wachzimmer mit seinem Sturmgewehr (StG 77) bedroht haben. D. soll dabei die Waffe entsichert und abgedrückt haben. Dabei löst sich kein Schuss, da die Waffe nur halb geladen war. Daraufhin will D. die Waffe laden. Die Soldaten flüchten aus dem Wachzimmer.
Etwa zu diesem Zeitpunkt trifft der Vorgesetzte, der OvT, ein. Er versucht zu deeskalieren. Der Unteroffizier (54) wird mit dem Lauf der Waffe attackiert und fällt zu Boden. Der Rekrut zielt mit dem Gewehr auf den Kopf des liegenden OvT. Der zieht seine Dienstpistole und schießt. So weit die offizielle Version des Bundesheers am 8. Jänner. Ein vorläufiger Obduktionsbericht ergibt: Konstantin D. stirbt an einem Lungendurchschuss.