Stadtentwicklung

Rothneusiedl: Aus dem Dorf soll eine Stadt werden - samt U-Bahnstation

Der Haschahof im Norden von Rothneusiedl soll als „Zukunftshof“ der neue Grätzeltreffpunkt werden.
Der Haschahof im Norden von Rothneusiedl soll als „Zukunftshof“ der neue Grätzeltreffpunkt werden. Die Presse
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Pläne für den neuen Stadtteil in Favoriten werden konkreter, auf 124 Hektar soll ein möglichst grünes Grätzel für 21.000 Menschen entstehen. Und eine U-Bahnstation.

Wien. Im Osten gibt es eine Tankstelle und ein Blumenfeld zum Selberpflücken, im Süden die Schnellstraße, im Westen einen Güterbahnhof und im Norden einen landwirtschaftlichen Gutshof. Dazwischen: ganz viele Felder.

Dass Rothneusiedl noch zu Wien gehört, ist nicht so leicht zu erkennen. Das soll sich in den nächsten zehn Jahren ändern, wenn auf den Feldern im südlichen Favoriten ein neuer Stadtteil für 21.000 Menschen entsteht.
Aber irgendwie auch wieder nicht, denn trotz der 9000 geplanten Wohnungen soll Rothneusiedl möglichst viel von dem behalten, für das es bekannt ist: für Landwirtschaft in der Großstadt, lokale Versorgung, dörflichen Charakter, viel Grünraum.

So jedenfalls schilderten Planungsstadträtin Ulli Sima, Finanzstadtrat Peter Hanke und der Favoritner Bezirksvorsteher Marcus Franz (alle SPÖ) am Freitag ihre Visionen für den zukünftigen Stadtteil, für den der Planungsprozess nun offiziell startet.

Rothneusiedl soll „Klimapionierin“ werden, sagte Sima, indem ein Drittel des 124 Hektar großen Areals auch in Zukunft Grünraum bleiben soll. 4000 Bäume werden neu gepflanzt, außerdem soll sich ein bis zu 100 Meter breiter Grünkorridor durch das Gebiet ziehen. Die Energieversorgung soll möglichst autark, etwa mittels Luft-Wärmetauschern oder Fotovoltaikanlagen auf den Dächern, erfolgen. Auch ein Konzept zur unmittelbaren Nutzung des Regenwassers wurde angekündigt. Gleichzeitig versicherte Sima, dass 90 Prozent des bestehenden Grünraums im gesamten südlichen Favoriten dauerhaft erhalten bleibe.

Die neuen Pläne kann man als Kompromiss mit den Anrainern verstehen. Schließlich herrschte in der Vergangenheit nicht nur einmal Aufruhr um die geplante Verbauung des Gebiets, das seit 1994 als mögliches Stadterweiterungsgebiet gehandelt wurde.

Etwa als Frank Stronach mit seiner Firma Magna in den 2000ern hier eine „Metastadt“ bauen wollte, mitsamt Einkaufszentrum und neuem Austria-Stadion – und dem Segen von Altbürgermeister Michael Häupl.
Oder als es 2016 hieß, der Biopionierbetrieb Haschahof solle abgerissen werden, um hier endlich Wohnungen bauen zu können. Nach Protesten – und sogar einer kurzzeitigen Besetzung – lenkte die Stadt, mit zwei Dritteln die Mehrheitseigentümerin des gesamten Areals, schließlich ein. Zuerst einigte man sich auf eine Zwischennutzung, mittlerweile ist klar, dass der Haschahof als „Zukunftshof“ bleibt und dem neuen Stadtteil als Grätzelzentrum erhalten bleibt.

Hier soll am 10. und 11. März auch das „Rothneusiedl-Open-Air“ stattfinden, eine Auftaktveranstaltung für die Bevölkerung, um sich in den Planungsprozess einzubringen. Dieser steht nämlich noch relativ am Anfang: Bis 2025 soll ein städtebauliches Leitbild entstehen, auf dessen Grundlage dann der Flächenwidmungsplan entsteht. Gebaut wird frühestens ab 2030, erste Bewohner sollen in zehn Jahren einziehen.

Auch die U-Bahn kommt

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Anders als in der Seestadt werden die Bauarbeiter wohl nicht schon mit der U-Bahn kommen können. Zwar wurde für das Stadtentwicklungsgebiet schon seit Langem eine eigene Station der U1 ins Auge gefasst – einst sollte die Linie sogar dort enden. Mit den Verzögerungen bei der Stadtentwicklung entschieden sich die Wiener Linien dann aber zunächst für die Verlängerung nach Oberlaa. Dabei wurde aber immerhin die Station Aulaudagasse so geplant, dass eine zukünftige Trassenteilung nach Rothneusiedl leicht möglich ist.
Mit dem Fortschreiten der Stadtentwicklung rücken nun auch die U-Bahn-Pläne wieder in den Fokus. „Oberirdisch“ werde sie fahren, so viel sei jedenfalls schon klar, sagte Sima, viel konkreter wurde sie aber nicht. Denn bisher fehlt für die 2,5 Kilometer bis nach Rothneusiedl noch das Geld.

Verhandlungen mit dem Bund seien noch ausständig, der Abschnitt sei aber bereits im jüngsten Pakt zwischen Stadt und Bund in Form einer „Präambel“ erwähnt. Die übliche Aufteilung auf die Hälfte der Kosten werden auch diesmal das Ziel sein, sagte Hanke, der sich eine fertige U-Bahn wünscht, „sobald Bürger einziehen“.

Geht sich das nicht aus, gibt es zumindest (auch das ist anders als in der Seestadt) bereits die angrenzende S1. Auch wenn man das bei der „Klimapionierin“ Rothneusiedl nicht so laut sagen will.>> Bürgerbeteiligung Rothneusiedl

>> Zukunftshof

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