Analyse

Westen hofft auf neuen türkischen Kurs im Nato-Streit

US-Außenminister Antony Blinken (r.) und sein Kollege in der Türkei, Mevlut Çavuşoğlu, am Sonntag im Hubschrauber über dem Bebengebiet in der Südosttürkei.
US-Außenminister Antony Blinken (r.) und sein Kollege in der Türkei, Mevlut Çavuşoğlu, am Sonntag im Hubschrauber über dem Bebengebiet in der Südosttürkei. Anadolu Agency via Getty Images
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Der Westen hofft nach der Bebenkatastrophe auf eine Änderung der türkischen Haltung zur Nato-Norderweiterung.

Als Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg jüngst bei seinem Besuch in der Türkei die Hilfsmaßnahmen der Allianz für das Erdbebengebiet in Südostanatolien aufzählte, erwähnte er ausdrücklich zwei Länder, die überhaupt nicht zum Bündnis gehören. Jedenfalls noch nicht: Finnland und Schweden. Die zwei Länder hätten aktive Solidarität demonstriert, sagte Stoltenberg. Mit dem Hinweis auf die Hilfe der Nordländer, deren Nato-Aufnahme bisher am türkischen Veto scheitert, erhöhte der Norweger Stoltenberg den Druck auf die türkische Regierung, der Nato-Erweiterung zuzustimmen. Dasselbe Ziel verfolgt US-Außenminister Antony Blinken, der am Sonntag im türkischen Unglücksgebiet eintraf.

Stoltenberg und andere westliche Politiker bemühen sich, in der Öffentlichkeit keine direkten Forderungen an die Türkei zu stellen, denn das könnte angesichts der Katastrophe mit zuletzt mehr als 40.000 Toten in der Türkei sowie mehr als 6000 in Nordsyrien leicht als pietätlose Ausnutzung einer Notlage ausgelegt werden. Doch die Hinweise auf das offenkundige Missverhältnis zwischen der starren türkischen Haltung im Nato-Streit und der spontanen Hilfsbereitschaft des Westens, darunter sogar das verfeindete Griechenland, sind deutlich genug, um von Ankara verstanden zu werden. Bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister, Mevlüt Çavuşoğlu, dankte Stoltenberg der schwedischen Regierung, weil sie als Inhaberin der EU-Ratspräsidentschaft für März eine Geberkonferenz für die Türkei und Syrien vorbereitet.

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