Immobilien

Miete gewinnt weiter an Attraktivität

(c) Christopher Dickie
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Diverse Hürden am Weg zur Schaffung von Eigentum führen dazu, dass auch Kaufinteressente derzeit lieber mieten.

Strenge Richtlinien bei der Kreditvergabe, steigende Kreditzinsen und die allgemeine Teuerung – gerade für Kaufinteressenten, die weder über ausreichend Erspartes noch über ein höheres Einkommen verfügen, sind die Voraussetzungen zur Schaffung von Eigentum in den vergangenen Monaten deutlich schwieriger geworden. So mancher schiebt dann auch den Traum von der Eigentumswohnung oder dem Einfamilienhaus auf die lange Bank und bleibt somit dem Mietmarkt erhalten.

„Sieger des Jahres"

Dies zeigt eine aktuelle Statistik des heimischen Immobilienportals FindMyHome.at, die Mietwohnungen als klaren Sieger des Jahres 2022 ausweist. So sind die Anfragen und durchschnittlichen Views zu Eigentumsobjekten um rund 25 Prozent zurückgegangen, während es bei Mietobjekten ein Plus von rund 5,5 Prozent gegeben habe. „Es treibt Interessenten, die im niedrigen bis mittleren Einkommenssegment angesiedelt sind, aufgrund der Kreditvergabe neu immer mehr zur Miete, da die Finanzierung von Eigentum immer schwieriger wird. Neben der hohen Anforderung an Eigenmitteln kommen sukzessiv steigende Kreditzinsen dazu“, sagt Bernd Gabel-Hlawa, CEO und Co-Gründer der Immoplattform.

Weniger Fertigstellungen 2023

Darüber hinaus hätten Investoren in den letzten Jahren vorwiegend Wohnungen in Neubauprojekten als Anlage für Vermietung erworben, diese Immobilien seien somit für den Endkunden als Käufer nicht zugänglich. Auch Bernhard Reikersdorfer, Managing Director bei Remax Austria, sieht einen klaren Trend zur Miete: „Sie hat bei den Anfragen in den vergangenen Monaten deutlich an Boden gewonnen, während die Nachfrage nach Kaufimmobilien im Jahresvergleich um 25 bis 30 Prozent zurück gegangen ist“, so Reikersdorfer. Peter Weinberger, Sprecher von Raiffeisen Immobilien, sieht ebenfalls ein zunehmendes Interesse an der Miete.

„Einige überlegen tatsächlich, ob das zumindest derzeit nicht der bessere Weg für sie ist“, sagt Weinberger. Nicht zuletzt, da das Angebot Reikersdorfer zufolge „noch immer gut“ sei. Das könnte sich aber in einiger Zeit ändern, so der Experte. In den vergangenen Jahren seien zwar viele Anlageobjekte zur Vermietung errichtet worden, doch diese Pipeline trockne allmählich aus. „Derzeit werden viele Baustarts nach hinten verschoben, das wird sich im nächsten Jahr auf den Markt auswirken“, erzählt Reikersdorfer.

Moderater Mietanstieg erwartet

Werde wenig gebaut, könnten Anleger nichts kaufen und Mieter nichts mieten, so der Remax-Manager. Auch Bauträger, die selbst vermieten, lassen sich bei neuen Projekten Zeit. „Diese treffen die steigenden Zinsen genauso“, sagt Weinberger. Nicht zuletzt deshalb sei bei Neubauprojekten Wirtschaftlichkeit in der Planung gefragter denn je. „Das gilt auch unter dem Aspekt, dass sich die Betriebskosten im Rahmen halten sollten“, sagt Reikersdorfer. Denn angesichts immer knapper werdender Haushaltsbudgets würden Mieter nicht die Miete allein, sondern vielmehr die Gesamtkosten, die auf das Wohnen entfallen, im Auge haben.

Aus diesem Grund erwartet Reikersdorfer trotz der steigenden Nachfrage nach Mietwohnungen auch keinen dramatischen Anstieg der Mieten. „Ich gehe über ganz Österreich gesehen von einem moderaten Preisanstieg aus“, sagt Reikersdorfer. Eine Einschätzung, die Weinberger teilt: „Dort, wo die Preise zu hoch waren, wird es bei Neuvermietungen möglicherweise zu gewissen Anpassungen kommen“, so der Sprecher von Raiffeisen Immobilien.

Interesse an Eigentum

Ein Preisverfall sei jedenfalls nicht zu erwarten. Weinberger ist weiters davon überzeugt, dass trotz des zunehmenden Interesses an der Miete das Eigentum nicht ins Hintertreffen gerät. „Es gibt nach wie vor ein reges Interesse an Eigentumsimmobilien und auch die entsprechenden Transaktionen. Aber statt wie zuletzt 20 Interessenten gibt es derzeit vielleicht nur zehn“, sagt Weinberger.

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