Der Mann, der Chinas radikale Corona-Kehrtwende vorantrieb

FILE PHOTO: New Politburo Standing Committee members in Beijing
FILE PHOTO: New Politburo Standing Committee members in BeijingREUTERS
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Li Qiang, Chinas künftige Nummer Zwei, soll Staats- und Parteichef Xi Jinping zum Ende seiner „Null Covid"-Politik gedrängt haben.

Es waren beispiellose Proteste, die die Volksrepublik China im vergangenen November und Dezember überschwappten. Zu Tausenden gingen Chinesen auf die Straße, um gegen die drakonische „Null-Covid“-Politik der chinesischen Führung unter Xi Jinping zu protestieren. Unvorhersehbare und strikte Lockdowns ließen ganze Stadtteile in Chinas Metropolen ohne Zugang zu Nahrungsmitteln, Medikamenten oder medizinischer Versorgung. Die Demonstrationen stellten Xis Corona-Politik auf eine harte Probe. Und er dürfte seine radikale Linie nur widerwillig aufgegeben haben, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Es sei Li Qiang, Chinas künftige Nummer Zwei, gewesen, die den radikalen U-Turn in der Corona-Politik veranlasst habe, berichtet Reuters in Bezug auf eingeweihte Personen. Schon im Herbst dürften Chinas Behörden und Experten an Plänen gearbeitet haben, wie das Land langsam aus seinem Corona-Schlaf geholt werden könne. Doch Li habe entschieden, dass die Maßnahmen schneller als eigentlich geplant umgesetzt werden sollten, um den wirtschaftlichen und politischen Tribut der „Null Covid“-Strategie einzudämmen, schreibt Reuters. Es folgte eine chaotische Öffnung, ein abruptes Ende für Lockdowns und Massentestungen, das Spitäler und Krematorien an ihre Belastungsgrenzen brachte.

Omikron-Welle sprengte „Null Covid"-Strategie

Chinas Führung wog beinhart ab und beschloss, dass die Proteste dem Regime mehr schaden würden, als eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus. Zudem dürften Behörden und medizinisches Personal auf lokaler Ebene angesichts der grassierenden Omikron-Welle immer mehr Probleme gehabt haben, die von Xi verordnete Covid-Politik umzusetzen, so Reuters. 

Li, der als Chef von Shanghai noch verantwortlich für einen zweimonatigen Lockdown mit katastrophalen Folgen in der Wirtschaftsmetropole war, übernahm nach seiner Beförderung im Zuge des Parteikongresses im Oktober auch die parteiinterne Covid-Taskforce. Zu diesem Zeitpunkt schienen die durch die Omikron-Variante bedingten Infektionen nicht mehr zu kontrollieren gewesen zu sein. Der 63-Jährige habe Xi Jinping schließlich überzeugen können, seiner Corona-Politik ein Ende zu setzen.

Nach offiziellen Angaben starben seit der Komplettöffnung am 8. Dezember 80.000 Menschen. Schätzungen zufolge könnte der komplette Wegfall der Maßnahmen aber sogar einer Million Menschen das Leben gekostet haben. Die politische Führung gab sich nach außen hin dennoch selbstsicher: Mitte Februar erklärte Xi einen „entschiedenen Sieg“ über das Virus.

(Reuters/red.)

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