E-Scooter

Wien sagt den (zu) vielen Leih-Rollern den Kampf an

APA/HANS KLAUS TECHT
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Ab Mai soll dem Wildwuchs an E-Scootern Einhalt geboten werden. Park-Sherrifs, Strafen und technische Beschränkungen sind die Waffen, mit denen die Stadt vorgeht.

E-Scooter haben sich als weniger harmlos entpuppt, als von vielen zunächst angenommen. Erst diese Woche zog sich ein Tiroler Rollerfahrer nach einem Sturz schwere Verletzungen zu. Italien führt jetzt nach mehreren tödlichen Unfällen sogar eine Helmpflicht und ein Nummernschild für die elektrischen Tretroller ein.

Wien will nun ebenfalls bei den Regelungen nachbessern, allerdings geht es neben der Sicherheit noch um einen anderen Aspekt: Die Leih-Roller haben sich in den letzten Jahren zu einem wahren Ärgernis für Fußgängerinnen und Fußgänger in Wien entwickelt. Immer wieder werden Scooter nach Benützung nicht ordnungsgemäß abgestellt, sondern achtlos auf den Gehwegen liegen gelassen. Das stört nicht nur das Stadtbild, sondern verursacht oft auch massive Kosten etwa, wenn die Roller aus Gewässern geborgen werden müssen.

„Mobility-Hubs“ für alle

Ab Mai dieses Jahres soll damit Schluss sein. Leih-E-Scooter dürfen künftig nämlich nicht mehr auf Wiens Gehsteigen abgestellt werden. Aus dem Büro von Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) heißt es zur „Presse“: Das „Scooter-Chaos“ soll beendet werden, die herumliegenden Leih-Scooter seien ein „Ärgernis“ und eine „Stolperfalle“. Stattdessen sollen ab Mai vorrangig fixe Abstellflächen genutzt werden. Aktuell baut die Stadt diese Flächen massiv aus, bis Ende April soll es über 130 geben, bis Jahresende sollen es 200 sein und 2024 kommen rund 100 weitere hinzu.

Die Scooter-Abstellflächen werden vorwiegend in der Nähe von „Wien-Mobil-Stationen“ errichtet. Die Idee dahinter: Sogenannte „Mobility Hubs“ an denen ein umfassendes Angebot an unmotorisierten Leih-Fahrzeugen zur Verfügung steht, ohne sich auf eine mühselige Suche danach begeben zu müssen. Im Umkreis von 100 Metern rund um die Scooter-Stationen wird ein Abstellen technisch unmöglich gemacht – der Roller lässt sich nicht mehr bewegen.

Auch abseits davon wird es Sperrzonen geben, etwa in Gegenden, in denen sich die Beschwerden gehäuft haben.
Kontrolliert werden soll die neue Regelung mithilfe eines „Digitalen Dashboards“, das die Aufenthaltsorte der Scooter zu jeder Zeit offenlegt. Aber auch vor Ort wird es Kontrollen geben. Die Betreiber müssen künftig mit eigenen „Park-Sherrifs“ dafür sorgen, dass die Roller richtig abgestellt werden. Bei Zuwiderhandeln drohen Strafen.

Zuwachs in Außenbezirken

Obwohl laut Verkehrsstadträtin „alles nach Plan verläuft“, sind noch Fragen offen. Darunter, welche Betreiber Wien künftig mit Leih-Scootern versorgen werden. Derzeit gibt es eine EU-weite Ausschreibung, gesucht werden vier Anbieter, statt wie bisher fünf. Die Kriterien der Stadt sind gar nicht so leicht zu erfüllen.

Neben den Ordnerdiensten müssen die Betreiber für spezielle technische Ausstattung sorgen. Die Fahrzeuge sollen nämlich verpflichtend Blinker, akustische Warnzeichen, Ständer, die auch ein Umfallen bei Wind verhindern, und zwei unabhängig voneinander wirkende Bremsvorrichtungen aufweisen

Auch bei der Versorgung sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Dort, wo es derzeit ein Überangebot gibt, wird die Anzahl der Scooter durch Höchstzahlen reduziert. Statt wie bisher 2500 Rollern werden in der Inneren Stadt nur noch 500 angeboten. In den Bezirken Zwei bis Neun und im 20. Bezirk werden ab Mai nur noch jeweils 1500 Scooter stehen. Die übrigen äußeren Bezirke, die bisher oft unterversorgt waren, sollen hingegen Zuwachs bekommen.

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