Der streitbare Intellektuelle liefert mit „Über Israel reden“ eine Gebrauchsanleitung zum Nahostkonflikt. Über die Vertreibung der Palästinenser, nationale Lebenslügen, den Fluch des Cancelns – und darüber, warum Netanjahu in Berlin nichts verloren hat.
Die Presse: Sie sind aus Israel ausgewandert und leben schon lang in Deutschland. Wie erleben Sie die Art und Weise, wie hier über Israel und den Nahostkonflikt geredet wird?
Meron Mendel: Es ist eine sehr emotionale Debatte, die aber nur selten von fundiertem Wissen unterlegt ist. Es geht nicht um die Sache. Man will zeigen, dass man auf der richtigen Seite steht. Zwei Narrative stoßen aufeinander: die Rückkehr eines Volkes zu seiner historischen Heimat, der Zionismus als Emanzipationsbewegung einer weltweiten Minderheit, die über Jahrhunderte verfolgt wurde und nun einen sicheren Hafen gefunden hat. Oder aber: ein koloniales Projekt weißer Siedler, die im Orient die indigenen Palästinenser vertrieben haben.