PFAS

"Ewige Chemikalien" bedrohen Eisbären

Ein Eisbär an derr Küste von Svalbard in Spitzbergen, Norwegen.
Ein Eisbär an derr Küste von Svalbard in Spitzbergen, Norwegen. (c) IMAGO/imagebroker
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Neben dem schwindenden Eis der Arktis bedrohen PFAS-Verbindungen, sogenannte „ewige Chemikalien“, den Lebensraum der Eisbären.

Lange bevor der Klimawandel im heutigen Ausmaß als Bedrohung für Mensch und Natur verstanden wurde, war der Eisbär, dem seine schmelzende Scholle mit der Zeit zu klein wird, bereits Symbol für die Erderwärmung. Diese trieb die Eisbären in neue Regionen und zu neuen Essgewohnheiten.

Während in Grönland zuletzt eine genetisch isolierte Eisbärenpopulation entdeckt wurde, die auch ohne Meereis leben kann, geht die Forschung davon aus, dass der Artbestand mit dem Schmelzen der Arktis weiter zurückgeht. Besonders zu kämpfen haben Eisbären in den südlicheren Gebieten der Arktis wie der Hudson Bay in Kanada, aber auch nördlich von Alaska in der Beaufortsee, wo die Eisverhältnisse in den letzten Jahren sehr schlecht waren. In vielen Gebieten rechnet man damit, dass die Eisbären weiter in den Norden ziehen, wo es auch weiterhin Meereis geben wird. Rund um den norwegische Archipel Spitzbergen geht es den Eisbären aber nach wie vor gut. Dort leben in etwa 250 Exemplare der auf etwa 26 000 Exemplare geschätzten gesamten Population der Arktis.

PFAS-Chemikalien im Eis gefunden

Jetzt entdeckte die Forschung aber genau dort eine weitere Gefahr für die Tierart. Ein internationales Team um den Umweltchemiker William Hartz am Universitätszentrum von Spitzbergen (UNIS) hat in einem Eisbohrkern in einem abgelegenen Teil von Spitzbergen namens Lomonosovfonna - der am höchsten gelegenen Eiskappe der Inselgruppe - 26 unterschiedliche PFAS-Verbindungen gefunden. Das sind chemische Stoffe, die zum Beispiel dafür genutzt werden, Pfannen oder Jacken schmutz- und wasserabweisend zu machen.

Ihr Problem: Sie verschwinden nicht ohne weiteres aus der Umwelt, weshalb sie oft auch als "ewige Chemikalien" bezeichnet werden. Für Gesundheit und Umwelt können sie zudem schädlich sein, weshalb die deutsche Regierung derzeit mit anderen europäischen Ländern darauf hinarbeitet, den Großteil dieser Stoffe verbieten zu lassen. In der EU wird darüber diskutiert. Erst im Februar zeigte eine internationale Recherche, angeführt von der französischen Zeitung „Le Monde“, wie weit verbreitet solche chemischen Ablagerungen in ganz Europa sind.

Gefahr für gesamte Nahrungskette

Was für die menschliche Gesundheit eine Gefahr ist, stellt auch für das Befinden von Tieren ein Risiko dar. Die Sorge ist, dass die durch die Atmosphäre transportierten PFAS-Stoffe aus entfernten Regionen in Amerika, Europa und Asien in arktische Gletscher und von dort ins Meer gelangen, wie Jenssen erklärt. Sie könnten es dann letztlich die gesamte Nahrungskette heraufschaffen - von Plankton über Fische und Seehunde bis hin zum besagten Eisbären.

Damit könnten die Tiere vor einem doppelten Problem stehen, wie Hartz sagt. "Eisbären sind giftigen, menschengemachten Chemikalien ausgesetzt und müssen gleichzeitig mit veränderten Lebensräumen, weniger Meereis und sich verändernden Jagdgebieten zurechtkommen". Die PFAS-Werte bei den Eisbären auf Spitzbergen ähneln laut Hartz denen im Blut von Menschen, die in der Nähe von Chemikalienfabriken in China leben. "Das ist ziemlich alarmierend."

(dpa/red)

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