THE STEPFORD WIVES, Christopher Walken, 2004, (c) Paramount/courtesy Everett Collection Paramount/Courtesy Everett Colle
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Christopher Walken: Ein Gastauftritt von ihm rettet jeden Film

Christopher Walken feiert seinen 80. Geburtstag. Der New Yorker hat sich das Label „Kultschauspieler“ redlich verdient: mit zahllosen Klein- und Nebenrollen – und mit großem Kino. Ein kleiner Querschnitt durch sein Werk in den dieswöchtigen Streamingtipps.

Die durch die Hölle gehen

Von Michael Cimino, 1978
Zu sehen bei diversen Anbietern, ab 2,99 €

Oscar-prämiert für „Die durch die Hölle gehen“: Christopher Walken.
Oscar-prämiert für „Die durch die Hölle gehen“: Christopher Walken.(c) Universal

Ist Christopher Walken ein Star? Klar, würden die meisten Filmfans sagen. Tatsache ist aber, dass der New Yorker schon lang keine stark breitenwirksame Hauptrolle mehr gespielt hat – denn in Hollywood sieht man ihn weniger als Darsteller, sondern vielmehr als eine Art Wunderwaffe: Wer seinem Film ein gewisses Etwas, ein wenig Würze oder einen markanten Moment injizieren will, ist mit einer Walken-Szene gut beraten.

Walkens eigentümliche Physiognomie, gepaart mit prägnantem Sprachduktus und oft eher wunderlichen Frisuren haben ihn zum „King of Cameos“, also zum König der Gastauftritte gemacht, meist in schrulligen Rollen – siehe „Pulp Fiction“ oder „Mäusejagd“ (beide Paramount+). Das Prestige stand bei seiner Karriere indes am Anfang, für sein intensives Porträt eines traumatisierten Vietnamkriegsveteranen in Michael Ciminos „Die durch die Hölle gehen“ erhielt Walken den Oscar für die beste Nebenrolle.

Zu seinen schönsten tragenden Figuren zählen der Hellseher aus „Dead Zone“ und der Gangster aus „King of New York“. Die Quintessenz von Walkens späterem Werk findet sich hingegen in Spike Jonzes Musikvideo zu Fatboy Slims „Weapon of Choice“ (auf Youtube): Nie tanzte jemand aberwitziger durch ein Luxushotelfoyer. (and)

Severance

Von Ben Stiller u. a., 2022
Zu sehen auf Apple TV+

Irving (John Turturro), ein nervöser Angestellter aus der Datenanalyse, verliebt sich auf Anhieb in Burt (Christopher Walken), seinen bedächtigen Kollegen aus der Designabteilung. Sie arbeiten für einen Konzern, der die Psyche seiner Mitarbeiter spaltet und einen Teil ihres Bewusstseins in ein labyrinthisches Büro gesperrt hat. Aus der düsteren Dystopie, die Ben Stillers und Aoife McArdles Serie „Severance“ entwirft, ragt ihre Romanze wie ein Hoffnungsschimmer hervor: Sie wirkt authentisch, weil der Flirt dezent und sanftmütig gespielt ist, ohne jede Homophobie oder Kitsch. Erstmals darf Walken, der sonst auf asexuelle Schurken oder trauernde Singles abonniert ist, als verliebter Romantiker brillieren. (mt)

The Jungle Book

Von Jon Favreau, 2016
Zu sehen auf Disney+

Es ist nicht zuletzt seine Stimme, die Christopher Walken zu einem begehren Schauspieler macht: Deren sonderbar tonloser, dabei dennoch angenehmer Tonfall, die unverwechselbar abgehakte Phrasierung beim Sprechen. Zum Singen ist diese Stimme nicht geeignet – könnte man meinen. Bis man sich Jon Favreaus Neuverfilmung des „Dschungelbuchs“ von Disney ansieht, wo Walken in der Digitalhaut des Orang-Utans King Louie die schwungvolle Dixieland-Nummer „I Wanna Be Like You“ zum Besten gibt. Oder John Turturros Arbeiterklassen-Musical „Romance & Cigarettes“ (Amazon), wo er voll herber und herzhafter Inbrunst Tom Jones' unverwüstlichen Schmachtfetzen „Delilah“ schmettert. (and)

Die Frauen von Stepford

Von Frank Oz, 2004
Zu sehen auf Paramount+

Glenn Close & Christopher Walken Characters: Claire Wellington & Mike Wellington Film: The Stepford Wives (USA 2004) Dir
Glenn Close & Christopher Walken Characters: Claire Wellington & Mike Wellington Film: The Stepford Wives (USA 2004) Dir(c) imago images/Mary Evans (Rights Managed via www.imago-ima)

Punkt und Komma sind für Christopher Walken nur Vorschläge: So verschroben, wie seine Figuren oft reden, geraten auch jene Rollen, in denen er nicht nur Herr über die Interpunktion, sondern auch über Menschen ist. Als manipulativer Patriarch verbreitet er etwa maximalen Schrecken unter Frauen im Satire-Remake „Die Frauen von Stepford“. Als Trump-Verschnitt Max Schreck tritt er in „Batmans Rückkehr“ (diverse Anbieter, ab € 3,99) gegen den Titelhelden an – und als Schnösel-Böser Max Zorin in „Im Angesicht des Todes“ (diverse Anbieter, ab € 2,99) gegen James Bond. Stets hat in diesen Filmen auch sein Name etwas zu sagen: Walken walkt bzw. geht da oft über Leichen – und flott gen Abgrund. Denn wir schauen ihm auch beim Hinunterfallen gern zu. (dau)

Die Hochzeits-Crasher

Von David Dobkin, 2005
Zu sehen auf Amazon Prime

Als einen „mächtigen Mann“ bezeichnet sich William Cleary in „Die Hochzeits-Crasher“ – und das ist zweifellos richtig, schließlich ist die von Walken gespielte Figur der amerikanische Finanzminister. Dem aber, andererseits, seine ganze Familie – von der homophoben Mutter über die nymphomanische Ehefrau bis zum psychisch labilen Künstlersohn – nach Belieben auf der Nase herumtanzt. Der Patriarch selbst ist der einzige, der in diesem Durcheinander ein Stück Restwürde behält. Und genau das ist oft zum Schreien komisch.

Seit geraumer Zeit taucht Walken immer öfter in Komödien auf; vermutlich auch, weil Angebote für lohnende ernste Rollen rarer werden. Aber das Genre passt gut zu ihm: Sein Schauspielstil war schon immer nah an der Selbstparodie angelegt – siehe den auf Youtube auffindbaren TV-Sketch “Walken Family Reunion”, der seine Manierismen auf liebenswürdige Weise parodiert. In Komödien agiert Walken zumeist sehr trocken. Selbst in den seltsamsten Rollen, etwa als chinesischer (!) Underground-Tischtennis-Bösewicht in „Balls of Fury“ (ab € 3,99, diverse Anbieter), verzieht er keine Miene. Das alternde Walken-Gesicht bleibt auch in der verrücktesten Farce stets die Ruhe im Auge des Sturms. (luk)

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