Religion

Wenn Ostern, Ramadan und Pessach gleichzeitig stattfinden

IMAGO/NurPhoto
  • Drucken

Prozessionen, Gebete, Fastenbrechen und Matze-Brot: Der Islam, das Judentum und das Christentum begehen ihre hohen Feiertage. In Israel sind die Sicherheitsvorkehrungen groß.

Die Stimmung in Jerusalem ist aufgeheizt. Vor wenigen Tagen kam es am Tempelberg zu Zusammenstößen zwischen den israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern. Rund um die Al-Aqsa-Moschee flogen Feuerwerkskörper und Steine, offenbar hatten sich junge Palästinenser in der Moschee verschanzt. Die israelische Polizei wiederum löste das Abendgebet von Palästinensern gewaltsam auf, wie verschiedene Aufnahmen zeigen, die über soziale Medien verbreitet wurden.

Am Freitagabend eskalierte die Situation: Bei einem mutmaßlichen Anschlag in der israelischen Küstenstadt Tel Aviv sind am Freitagabend ein Mann getötet und weitere Personen verletzt worden. Nach Angaben von Sanitätern erlitt ein etwa 30 Jahre alter Mann tödliche Schussverletzungen, als ein Terrorist auf der Strandpromenade von Tel Aviv das Feuer eröffnete. Weitere Personen seien verletzt worden, als ein Fahrer an einem zweiten Ort in der Nähe Passanten mit seinem Auto rammte.

Die politisch schwierige Lage fällt ungewöhnlicherweise zusammen mit gleich drei hohen Feiertagen: Zehntausende Touristen werden für das Osterwochenende in Israel erwartet. Während die christlichen Gemeinden der lateinischen Kirche die Auferstehung Jesu Christi feiern, begehen jüdische Gläubige das Pessachfest, das am Abend des 5. April begonnen hat und bis zum 13. April dauern wird. Indessen hat der muslimische Fastenmonat Ramadan bereits am 21. März begonnen und dauert noch bis zum 20. April an.

Auf einen Blick

Iftar: Nach dem Sonnenuntergang wird das Mahl – Iftar – eingenommen. Traditionell wird das Fasten zunächst mit einer Dattel gebrochen. Im Koran wird der Dattel reinigende Kraft zugesprochen.

Eid al-Fitr (Zuckerfest): Das Fest des Fastenbrechens am Ende des Fastenmonats Ramadan. Kinder erhalten traditionell Süßigkeiten. Meist wird, nach dem Festgebet, im Familienverband gefeiert. In muslimischen Ländern bleiben die meisten Geschäfte geschlossen.

In Europa leben Schätzungen zufolge 50 Millionen Muslime. Weltweit sind es etwa 1,9 Milliarden.

Der islamische Kalender richtet sich nach dem Mond, daher rotiert auch der Fastenmonat durch die Jahreszeiten. Für gläubige Muslime ist Ramadan die Erinnerung daran, dass Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed den Koran offenbart hat. So ist der Fastenmonat auch die Zeit, in der sich Gläubige mit dem Ursprung ihrer Religion auseinandersetzen. Das Fasten verstärkt diese Spiritualität, es soll eine Verbindung zu Gott, aber auch eine Verbindung zu den Armen symbolisieren. Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung nehmen die Fastenden nichts zu sich, Zigaretten und Geschlechtsverkehr sind ebenfalls tabu, so auch liederliches Verhalten.

Gemeinsames Fastenbrechen im Mataria-Viertel in Kairo, Ägypten.
Gemeinsames Fastenbrechen im Mataria-Viertel in Kairo, Ägypten. (c) REUTERS (MOHAMED ABD EL GHANY)

Normalerweise üben sich muslimische Länder im Fastenmonat in Zurückhaltung. Doch just im Fastenmonat ließ Saudiarabien in der Nähe von Medina – eine der heiligen Städte im Islam – einen Mann exekutieren lassen. Das teilten Menschenrechtsgruppen mit. Seit vielen Jahren wurden während Ramadan in Saudiarabien keine Gerichtsurteile vollstreckt. Der Mann selbst war wegen Mordes verurteilt, hieß es weiter. Für viel Häme in sozialen Medien sorgt indessen ein Bild, das die Belegschaft der iranischen Botschaft in London beim Picknick zeigt – tagsüber und während des Fastenmonats. Das Bild zeige die Heuchelei des Regimes, ist etwa in den Posts zu lesen.

Männer verrichten das Freitagsegebet in Lahore, Pakistan.
Männer verrichten das Freitagsegebet in Lahore, Pakistan.(c) APA/AFP/ARIF ALI (ARIF ALI)

Einen besonderen Platz im Ramadan-Kalender hat dieses Jahr eine Katze eingenommen. In Algerien hüpfte diese während des nächtlichen Ramadan-Gebetes auf den Imam und verlangte dringende Aufmerksamkeit. Imam Walid Mehsas ließ sich nicht beeindrucken.

Das Pessachfest in Israel wird in diesem Jahr von einer massiven Protestwelle überschattet. Zahllose Israelis sind in den vergangenen Wochen und Monaten auf die Straße gegangen, um gegen die geplante Justizreform der Rechtsaußen-Regierung von Benjamin Netanjahu zu demonstrieren. Dieser hat dem Druck zwar nachgegeben, doch gilt die Justizreform lediglich als verschoben.

Darüber hinaus erhielt der rechtsextreme Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, die Führung einer Nationalgarde, die abgekoppelt von Polizei und Militär agieren darf – etwa gegen Demonstranten oder Palästinenser. An den Pessach-Feiertagen gehen die Proteste also weiter, zudem dürfte es am Unabhängigkeitstag Israels (25. April) zu weiteren Kundgebungen kommen.

Israelische Sicherheitskräfte, Juden und Muslime in der Altstadt von Jerusalem am 7. April: Ramadan und Pessach falllen dieses Jahr zusammen.
Israelische Sicherheitskräfte, Juden und Muslime in der Altstadt von Jerusalem am 7. April: Ramadan und Pessach falllen dieses Jahr zusammen.(c) APA/AFP/HAZEM BADER (HAZEM BADER)


Rund um die Pessach-Feiertage hat die ultraorthodoxe Regierungspartei Vereinigtes Thora-Judentum auf sich aufmerksam gemacht: Sie hat ein „Chametz-Gesetz“ durchgebracht, das etwas abgeschwächt nun in Kraft tritt. Damit wird im Prinzip der Verkauf und das Anwerben von gesäuerten Produkten in der Pessach-Woche verboten. Denn zu Pessach essen Gläubige keine gesäuerten Speisen, vor allem Brote. Ursprung des Festes ist der Exodus der Israeliten aus Ägypten und die Erinnerung an das Ende der Sklaverei dort. Der eilige Auszug ließ es nicht zu, dass das Brot angesetzt werden konnte.

So wird an den Festtagen Matze gegessen, das ungesäuerte Fladenbrot. Eingeläutet wird das Pessach-Fest am Seder-Abend. Das Vorlesen von biblischen / rabbinischen Texten gehört genau so dazu wie das Essen von bestimmten Speisen, die jeweils eine symbolische Bedeutung haben, sowie Wein.

Eine Familie am gedeckten Seder-Tisch.
Eine Familie am gedeckten Seder-Tisch.(c) EPA (Nati Shohat-Flash90)

Das Seder-Mahl

Karpas: Petersilie, Sellerie, Kartoffel oder andere „Früchte der Erde“. Sie erinnern an die Sklavenarbeit in Ägypten. Karpas wird traditionell in Salzwasser getaucht, das Salzwasser steht für die Tränen, die in Ägypten vergossen wurden.

Matze: Das ungesäuerte Brot

Maror und Chaseret: Bittere Kräuter. Das können auch Meerrettich sein, Chicorée, Endivien etc. Sie erinnern an die bittere Zeit in Ägypten.

Charoset: Eine Paste aus Äpfeln, Datteln, Nüssen und gegebenenfalls weiteren Zutaten. Die Paste symbolisiert das Gemisch für die Ziegelsteine, die die Israeliten als Sklaven herstellen mussten.

Beitza: Ein hart gekochtes Ei. Es steht für die Fragilität der Menschen und auch für die Trauer nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels.

Seroa: Angebratener Knochen / Keule, Erinnerung an das Opferlamm.

Ölzweige, Palmwedel und Hosanna-Rufe: Am Palmsonntag ziehen tausende gläubige Christen und Pilger durch Jerusalem zum Ölberg. Dort wird bei jenem Stein innegehalten, auf dem Jesus der Überlieferung zufolge den Esel bestiegen haben soll, mit dem er nach Jerusalem ritt. Bereits am Freitag begannen die Kreuzwegprozessionen in der Altstadt, aufgrund der aktuell gespannten Lage waren die Sicherheitsvorkehrungen groß. Der Kreuzweg selbst führt durch die Via Dolorosa und umfasst 14 Stationen – es ist der Leidensweg Jesu bis zur Kreuzigung. Abends wird traditionell unter der Leitung der Franziskaner an die Abnahme des Kreuzes und die Grablegung erinnert.

Mit Ölzweigen und Palmwedeln: Bereits seit Tagen nehmen gläubige Christen aus aller Welt an Prozessionen in Jerusalem teil.
Mit Ölzweigen und Palmwedeln: Bereits seit Tagen nehmen gläubige Christen aus aller Welt an Prozessionen in Jerusalem teil.(c) IMAGO/UPI Photo (IMAGO/DEBBIE HILL)

Papst Franziskus feiert an diesem Samstag in Rom im Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi die Osternachtliturgie (19.30 Uhr). Das Oberhaupt der katholischen Kirche wird bei der Feierlichkeit dabei sein. Vor der großen Ostermesse am Sonntag auf dem Petersplatz (10.00 Uhr) vor voraussichtlich Zehntausenden Gläubigen ist die Osternacht am Samstag der wichtigste Gottesdienst des Kirchenjahres.

In der Heiligen Nacht vor dem Ostersonntag wird die Auferstehung Jesu Christi nach dessen Tod am Kreuz gefeiert. Die Zeremonie beginnt traditionell mit der Einzugsprozession in den dunklen Dom hinter der Osterkerze, an der zum Ruf "Lumen Christi" (Licht Christi) die Kerzen der Priester und Gläubigen entzündet werden. Kein Fest wird mit so regional unterschiedlichen Traditionen begangen wie das Osterfest. Von Eierkratzen im Burgenland bis hin zu traditionellem Osterfeuer. 

>>> Mitreden: Eierpecken, Osterfeuer, Fleischweihe - Was darf bei Ihnen zu Ostern nicht fehlen?

(duö/red./ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.