Kremlkritische Postings

Wie Russland mit der Trennung einer Tochter von ihrem Vater Propaganda macht

Maria Lwowa-Belowa wird vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht. Trotzdem hielt sie eine Rede vor dem UNO-Sicherheitsrat.
Maria Lwowa-Belowa wird vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht. Trotzdem hielt sie eine Rede vor dem UNO-Sicherheitsrat.APA/AFP/ALEXANDER NEMENOV
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Zeichnungen der Tochter brachten russische Behörden auf die Spur des regierungskritischen Vaters, der nun in Minsk in Haft sitzt. Das Sorgerecht wurde auf die Mutter übertragen, die die 13-Jährige seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Der Vater appelliert an seine Tochter: „Frag nach deinem Papa."

Das Drama um einen alleinerziehenden Vater und seine Tochter in Russland, die wegen einer Kinderzeichnung gegen die Ukraine-Offensive getrennt wurden, geht in die nächste traurige Runde: Noch bevor ein russisches Gericht über den endgültigen Sorgerechtsentzug des inzwischen zu zwei Jahren Haft verurteilten 54-Jährigen entscheiden sollte, wurde nun bekannt, dass seine Tochter Maria in die Obhut der Mutter gegeben wurde. Die beiden hatten sich seit Jahren nicht mehr gesehen.

Der Fall von Alexej Moskaljow und seiner 13-jährigen Tochter Maria aus der 300 Kilometer südlich von Moskau gelegenen Kleinstadt Jefremow hatte auch international für Schlagzeilen gesorgt. Auch in Russland erhielt eine Online-Petition, in der die Rückkehr Marias zu ihrem Vater gefordert wurde, mehr als 145.000 Unterschriften - trotz der Repression seitens der Regierung im Land.

Zeichnung dürfte russische Behörden aufmerksam gemacht haben

Nachdem das Mädchen in der Schule eine Zeichnung angefertigt hatte, in der eine Frau und ein Kind mit ukrainischer Fahne von Raketen bedroht werden, schalteten sich die Behörden ein. Sie fanden bei Marias Vater kritische Internetkommentare. Das Mädchen kam daraufhin in ein Heim, ihr Vater wurde wegen "Diskreditierung" der russischen Armee zu zwei Jahren Haft verurteilt. Noch vor der Anhörung flüchtete Moskaljow aus dem Hausarrest, wurde aber zwei Tage später in Belarus gefasst.

Am Vorabend der entscheidenden Gerichtsanhörung über das weitere Schicksal von Vater und Tochter am Donnerstag gaben die Behörden bekannt, dass Marias Mutter Olga Sitschichina plötzlich wieder aufgetaucht sei und das Kind zu sich genommen habe.

Umstrittene russische Kinderrechtsbeauftragte berichtet über den Fall

"Hoffen wir, dass es Mutter und Tochter gut geht", erklärte die umstrittene Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa auf Telegram. "Mascha wollte ihre Mutter anfangs nicht sehen", schrieb Lwowa-Belowa. "Aber sie hat ihre Meinung geändert, das hat sie mir selbst am Telefon gesagt", fügte sie hinzu. Gegen Lwowa-Belowa liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) wegen des Vorwurfs der Verschleppung ukrainischer Kinder vor.

Aus Protest gegen Redebeiträge Lwowa-Belowas hatten die Vertreter der USA und Großbritanniens am Mittwoch ein informelles Treffen des UNO-Sicherheitsrats verlassen.

Seit seiner Festnahme in Belarus ist Alexej Moskaljow nicht mehr gesehen worden. Die Bürgerrechtsorganisation OWD-Info veröffentlichte aber am Donnerstag einen kurzen Brief des 54-Jährigen an seine Tochter, der von seinem Anwalt weitergeleitet wurde.

Nachricht des verzweifelten Moskaljow: „Frag nach deinem Papa"

Auf dem hastigen gekritzelten Zettel bittet Moskaljow seine "Maschenka" durchzuhalten - es gebe Menschen, "die nach Möglichkeiten suchen, dir zu helfen". Sie solle zustimmen, wenn Verwandte das Sorgerecht für sie beantragen wollten. "Das ist besser, als in einem Waisenhaus zu sein." Dann schreibt er seiner Tochter noch: "Wenn du zum Gericht gebracht wirst, frag nach deinem Papa. Bitte den Richter mit Nachdruck darum."

In der vergangenen Woche hatte Maria ihrem Vater einen herzzerreißenden Brief geschrieben: "Papa, Du bist mein Held", hieß es darin. "Ich liebe Dich sehr, Du bist unschuldig, ich werde immer an Deiner Seite sein." Alles werde gut, schrieb die 13-Jährige weiter: "Ich weiß, dass du nicht nachgeben wirst, du bist stark, wir sind stark".

(APA/AFP)

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