Was nach Provinzposse aussieht, könnte sich zu einem veritablen Problem für Wissenschaftsminister Polaschek entwickeln: Die Bestellung der Gründungsrektorin der Linzer Digital-Uni wirft viele Fragen auf. Ein Gutachten des Verfassungsjuristen Heinz Mayer nennt die Vorgänge „rechtswidrig“. Der "Presse" vorliegende Mails aus dem Gründungskonvent zeigen, wie intransparent die Bestellung vonstattenging.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, mächtige Männer wehrten sich gegen den Aufstieg einer Frau. Einer gebürtigen Deutschen, IT-Expertin, von der „Presse“ 2012 zur Österreicherin des Jahres in der Kategorie Forschung gekürt. Sogar der Landeshauptmann stellte sie infrage, weil nicht „sein“ Kandidat zum Zug gekommen war. Die Bestellung von Stefanie Lindstaedt zur Gründungsrektorin der Linzer Digital-Uni las sich bisher als nicht geglückte Intrige einiger mächtiger (ÖVP-)Männer in Oberösterreich. Doch ganz so eindeutig dürfte das alles doch nicht sein: Ein Gutachten des Verfassungsrechtlers Heinz Mayer sieht „erhebliche Zweifel“ an der Rechtmäßigkeit der Bestellung. Er nennt sie „rechtswidrig“. Der Verdacht des Amtsmissbrauchs steht im Raum.
Letztverantwortlich ist Wissenschaftsminister Martin Polaschek. Mails an ihn und seine Beamten, die der „Presse“ vorliegen, deuten ein Match zwischen Grazer Akademikern und Linzer Industriellen an. Im Ministerium verweist man auf die Prüfung des Sachverhalts, die „keine Verletzung der relevanten Verfahrensvorschriften ergeben“ habe. Etwaigen Befangenheiten „wurde durch die Enthaltung von der Mitwirkung“ bei Einladung zum Hearing, dem Hearing sowie der Beschlussfassung über die Bestellung begegnet.