Klimakrise

Erdatmosphäre wird durch Treibhausgase immer wärmer

IMAGO/Rupert Oberhäuser
  • Drucken

Seit dem Jahr 2000 hat die weltweite Menge an Wärmeenergie in der Atmosphäre viermal so stark zugenommen wie in den 40 Jahren davor. Das sei durch natürliche Schwankungen nicht erklärbar, so der Grazer Klimaforscher Kirchengast.

Die Anreicherung von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre wirkt sich auch stark auf den Energiehaushalt im Erdsystem aus. Die Atmosphäre wird zunehmend wärmer - und das viermal so stark wie in den vier Jahrzehnten vor dem Jahr 2000, berichten Klimaforscher der Universität Graz im Fachjournal "Earth System Science Data". Dem Grazer Klimaforscher Gottfried Kirchengast zufolge treibt der daraus entstehende Energieüberschuss im Erdsystem Wetter- und Klimaextreme noch stärker voran.

Die Grazer Forscher haben an einer groß angelegten internationalen Studie teilgenommen, die im Rahmen des "Global Climate Observing System"-Programms der Vereinten Nationen durchgeführt wurde. Den Autoren der Studie zufolge zeige sich, dass die weltweite Menge an Wärmeenergie in der Atmosphäre seit Beginn des 21. Jahrhunderts etwa viermal so stark zugenommen hat wie zwischen 1960 und 2000. In der Nordhemisphäre, außerhalb der Tropen, war sie sogar rund sechsmal so stark, so die Klimaforscher festhielten.

„Durch natürliche Schwankungen nicht erklärbar"

"Eine derart starke Wärmezunahme in so kurzer Zeit ist rein durch natürliche Schwankungen nicht erklärbar", betont Gottfried Kirchengast vom Grazer Wegener Center für Klima und Globalen Wandel und dem Institut für Physik der Uni Graz als einer der Hauptautoren der Arbeit. Er sieht den Grund dafür in den vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Die zunehmende Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre verursache ein Energie-Ungleichgewicht zwischen der auf der Erde eintreffenden Sonnenstrahlung und der Rückstrahlung, die durch den Treibhausgasanstieg vermindert wird.

"Dadurch verbleibt Jahr für Jahr ein riesiger Energieüberschuss von rund 13 Billionen Gigajoule im Erdsystem, mehr als das Zwanzigfache des Weltenergieverbrauchs. Das treibt die globale Erwärmung unausweichlich voran. Nur eine Emissionsreduktion auf null kann diesen Prozess stoppen", betonte Kirchengast.

„Fundamentaler Zeiger des Klimawandels"

Die jüngsten Auswertungen liefern eine aktuelle Bestandsaufnahme des Wärmehaushalts der Erde. Sie zeigt, wie stark sich seit den 1960er-Jahren die überschüssigen Energiemengen in den Meeren, den Landmassen und der Lufthülle des Planeten ansammeln. Demnach speichern die Weltmeere rund 89 Prozent dieser Energie, fünf Prozent das Land, vier Prozent treibt das Abschmelzen des Eises voran, und rund zwei Prozent gehen in die Atmosphäre.

"Zwar nimmt die Atmosphäre - vor allem dank der Pufferspeicherung der Meere - nur die kleinste absolute Wärmemenge auf. Relativ betrachtet sind ihre Veränderungen aber am stärksten und am unmittelbarsten für uns spürbar, etwa durch stärkere Wetter- und Klimaextreme", resümiert Kirchengast. "Die Wärmezunahme in der Lufthülle ist ein fundamentaler Zeiger des Klimawandels", betonte der Forscher.

Regelmäßige „Wärme-Inventur“ der Erde

Kirchengasts Forschungsgruppe zählt zu den international führenden auf dem Gebiet der Klimabeobachtung in der Atmosphäre und der Analyse des Klimawandels. Von österreichischer Seite gehörten dem Studienteam auch Maximilian Gorfer und Andrea Steiner von der Universität Graz sowie Michael Mayer und Leopold Haimberger von der Universität Wien an.

Die Studienautorinnen und -autoren empfehlen, die "Wärme-Inventur" der Erde regelmäßig weiterzuführen und in die globale Bestandsaufnahme (Global Stocktake) des Pariser Klimaabkommens aufzunehmen. Diese wird heuer erstmals durchgeführt, um den Fortschritt bei der Verwirklichung der vereinbarten Ziele zu bewerten.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.