Baubranche

Strabag steigt bis Ende 2023 komplett aus Russland aus

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Der größte österreichische Baukonzern beschließt 2022 mit mehr Umsatz, aber weniger Gewinn. Die Dividende bleibt bei zwei Euro je Aktie. Nur der russische Großaktionär Oleg Deripaska wird auch heuer keine Ausschüttung erhalten.

Die Strabag und Russland, das waren noch Zeiten. Einst betrachtete man Russland als den wachstumsträchtigsten Markt und den Oligarchen Oleg Deripaska als „angenehmen Gesprächspartner“. Aber die Erwartungen bezüglich Russland haben sich nie in der Realität widergespiegelt. Und Gesprächspartner ist Deripaska auch keiner mehr. Gefragt, ob er als neuer Strabag-Boss – Klemens Haselsteiner übernahm den Vorsitz im Jänner von Thomas Birtel – schon mit dem russischen Großaktionär gesprochen habe, antwortete er am Donnerstag sinngemäß, es gebe wenig zu besprechen.

Deripaska hält über seine in Zypern beheimatete Firma Rasperia Trading einen 27,8-prozentigen Anteil an Österreichs größtem Baukonzern. Der größte Anteilseigner ist die Uniqa/Raiffeisen-Gruppe mit 29,5 Prozent, gefolgt von der Familie Haselsteiner, die 28,3 Prozent hält. 14,4 Prozent der Aktien sind in Streubesitz.

Als Deripaska 2007 nach der Strabag griff, kam das dem Konzern mit seinen Russland-Ambitionen gelegen. Man wollte dort Marktführer werden. Von den Plänen ist nichts mehr übrig. 0,3 Prozent der Konzernleistung entfallen auf Russland, man sei dabei, „alle Aktivitäten in Russland abzuwickeln. Das sollte uns bis Ende 2023 gelingen“, sagte Haselsteiner am Donnerstag bei der Präsentation der Strabag-Bilanz 2022.

Weniger Bewegung gibt es in Hinblick auf das Investment des russischen Oligarchen, der im Zuge des von Präsident Wladimir Putin beorderten Angriffes auf die Ukraine auf die EU-Sanktionsliste gesetzt wurde. Deripaska gilt als Vertrauter Putins. Seine Vermögenswerte wurden eingefroren.

Warten auf Gerichtsentscheid

Der Syndikatsvertrag der österreichischen Kernaktionäre mit Deripaskas Rasperia wurde im März 2022 aufgelöst. An Deripaska wird auch keine Dividende mehr ausgeschüttet. Diese wird für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 – vorbehaltlich Zustimmung der Hauptversammlung – zwei Euro je Aktie betragen. Schon für das Geschäftsjahr 2021 wurde die Dividende, damals auch zwei Euro je Aktie, nicht an Rasperia ausbezahlt, sondern auf ein eigenes Konto gelegt. Dagegen geht Deripaska gerichtlich vor.

Vor allem will er die Abberufung des von Rasperia entsandten Aufsichtsrats Thomas Bull bekämpfen. Klemens Haselsteiner gab sich am Donnerstag zuversichtlich, dass das Gericht zugunsten der Strabag entscheiden werde. Man habe rasch umfassende Maßnahmen gesetzt, um jegliche mögliche und wenn auch nur indirekte Einflussnahme durch Oleg Deripaska „strikt zu unterbinden“, sagte Haselsteiner. Will man ihn als Aktionär loswerden? Diese Möglichkeit bestehe nicht, gäbe es sie, „wäre das von Interesse“.

Für Klemens Haselsteiner, den Sohn des früheren Strabag-Vorstandschefs, Hans Peter Haselsteiner, war es die erste Bilanz-Pressekonferenz seit seinem Antritt als CEO. Seit Anfang 2020 war er Digitalvorstand. Anfang 2023 stieg der heute 42-Jährige zum Konzernchef auf. Vor seiner Zeit bei Strabag arbeitete Klemens Haselsteiner in Russland für einen Industriekonzern, dann als Projektleiter und im Controlling bei der Strabag.

Weniger Umsatz und Gewinn

Im Geschäftsjahr 2022 betrug das operative Ergebnis (Ebit) der Strabag 706,4 Mio. Euro. Das war rund ein Fünftel weniger als im Jahr davor, aber das zweithöchste Ebit in der Konzerngeschichte. Der Gewinn reduzierte sich um 19 Prozent auf 472,5 Mio. Die Bauleistung erhöhte sich im Vergleich zu 2021 um zehn Prozent auf 17,7 Milliarden Euro, der Umsatz um elf Prozent auf 17 Mrd. Euro.

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