Auslandstürken

Türkei-Wahl: Rekord bei Wahlbeteiligung in Österreich

62.349 der 111.000 Wähler machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch.
62.349 der 111.000 Wähler machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. (c) APA/Eva Manhart
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Rund 56 Prozent der Auslandstürken gaben in Österreich ihre Stimme ab.

Bei der türkischen Präsidenten- und Parlamentswahl ist unter den Auslandstürken in Österreich eine Rekordbeteiligung von 56,17 Prozent verbucht worden. 62.349 der 111.000 Wähler hätten ihre Stimme abgegeben, sagte der türkische Botschafter Ozan Ceyhun der APA am Dienstagabend. Erfreut über das rege Interesse zeigte sich auch die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim. "Es ist immer erfreulich, wenn die Wahlbeteiligung hoch ist", sagte sie am Mittwoch.

Sie habe "überhaupt kein Problem damit", dass in Österreich lebende türkische Staatsbürger weiter von der Möglichkeit zur Stimmabgabe in ihrem Heimatland Gebrauch machen, sagte die Tirolerin. Dass die Stimmen der Auslandswähler bei der Präsidentenwahl den Ausschlag geben könnten, glaube sie nicht. Yildirim wird ab Freitag mit Kollegen von SPÖ, NEOS und FPÖ an einer Wahlbeobachtungsmission in der Türkei teilnehmen. Am Sonntag will sie in ihrer Geburtsstadt Istanbul die Wahl beobachten.

11.000 Wähler mehr als 2018

Botschafter Ceyhun hatte die Teilnahme von in Österreich lebenden Auslandstürken beim Start der Stimmabgabe damit begründet, dass sie hierzulande von politischer Mitbestimmung ausgeschlossen seien. Die türkischen Wahlen seien damit die einzige "Chance", ihren Problemen Gehör zu verschaffen, argumentierte der Spitzendiplomat. Zugleich betonte er mit Blick auf entsprechende Kritik der FPÖ, dass illegale Doppelstaatsbürger, "wenn es sie gibt, sicher nicht wählen gehen, weil sie Angst haben".

Nach den vorläufigen Zahlen gaben heuer um fast 11.000 Auslandswähler in Österreich mehr ihre Stimme ab als vor fünf Jahren. Bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen 2018 wurden in Österreich 51.597 Stimmen bei 106.000 Wahlberechtigten gezählt, was einer Beteiligung von knapp 49 Prozent entsprach. Die Auslandswähler würden "immer mehr merken, dass sie etwas bewegen können", erklärte Ceyhun den deutlichen Anstieg. Bis Sonntag könnten noch weitere Stimmen hinzu kommen, weil in Österreich registrierte Auslandswähler noch an Flughäfen oder in der Türkei selbst votieren können. In Österreich konnte diesmal auch nicht nur in den drei Generalkonsulaten (Wien, Salzburg und Bregenz) abgestimmt werden, sondern auch an drei weiteren Orten in Linz, Graz und Innsbruck. 

Ceyhun sagte, dass das Rennen bei der Präsidentenwahl "sehr knapp" sei. Für beide Seiten (Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu) sei eine absolute Mehrheit im ersten Wahlgang möglich, und der Trend würde im Endspurt immer mehr in Richtung der größeren Parteien gehen. Sollte es zu einer Stichwahl kommen, könnte die Wahlbeteiligung unter den Auslandstürken "noch höher sein, weil es ums Ganze geht".

Klare Mehrheit bisher für Erdogan

Die Auslandstürken gelten traditionell als starke Stütze von Staatspräsident Erdogan und seiner konservativ-islamischen AK-Partei. Bei der Präsidentenwahl 2018 entfielen 72,3 Prozent der in Österreich abgegebenen Stimmen auf ihn, während er sich in der Endabrechnung mit 52,6 Prozent durchsetzte. Umfragen sehen Erdogan diesmal hinter seinem sozialdemokratischen Herausforderer Kilicdaroglu, der ein Sechs-Parteien-Oppositionsbündnis anführt.

"Es wurde oft festgestellt in der Migrationsforschung, dass jene, die auswandern, konservativ bleiben", erklärte Yildirim den großen Rückhalt für Erdogan unter den Auslandstürken. Sie würden an einer "Illusion" der Türkei festhalten, die sie nur noch zum Urlaub besuchen würden. Bei ihren Urlaubsaufenthalten könnten die Auslandstürken mit harter Währung zählen, während die Einheimischen unter den massiven Preissteigerungen durch die Abwertung der türkischen Lira leiden würden.

Der Integrationsexperte und Soziologe Kenan Güngör war im „Presse"-Interview bereits im Vorfeld von einer deutlich gestiegenen Wahlbeteiligung in Österreich ausgegangen. Die Opposition sehe erstmals, „dass sie die Wahl wirklich gewinnen könnte. Ich nehme an, dass daher deutlich mehr Anhänger der Opposition als früher zur Wahl gehen werden“. 

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