Studie

Gen Z will arbeiten, auch am Wochenende - aber nicht um jeden Preis

IMAGO/Cavan Images
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Sicherheit und Sinnstiftung stehen für die 16- bis 25-Jährigen an erster Stelle, ergibt eine aktuelle Studie. Die Welt retten will die Gen Z immer noch, aber nur, wenn es nicht auf Kosten der eigenen Werte geht.

„Faul, verwöhnt, empfindlich, kompliziert“ - Vorurteile gegenüber den Angehörigen der Gen Z (also jenen, die zwischen in etwa zwischen 1995 und 2010 geboren sind) gibt es viele. Eine Studie von Ö3 in Zusammenarbeit mit dem Sora-Institut, die ab jetzt jährlich durchgeführt wird, soll nun damit aufräumen. 40.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren wurden zu ihrer Einstellung in verschiedensten Lebensbereichen befragt.

Das Ergebnis ist verblüffend: Die Welt retten zu wollen, ist zwar immer noch zentrales Thema, aber nur, wenn das nicht auf Kosten des eigenen Wertes bzw. der eigenen Werte geht. Statt Revolution wünscht sich die Gen Z in erster Linie Sicherheit. Die vielfältigen Krisen der letzten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen.

Psychische Gesundheit

57 Prozent der 16- bis 25-Jährigen geben an, dass ihnen die weltweite Situation Angst macht. Drei von zehn empfinden daher den Nachrichtenkonsum als belastend. 16 Prozent vermeiden ihn, so gut wie möglich. Für 36 Prozent der Befragten ist es immer noch ein Tabuthema, psychische Probleme zu haben und das, obwohl seelische Gesundheit doch verstärkt von Influencern der Gen Z thematisiert wird.

Politikverdrossenheit

Skeptisch ist die Gen Z auch der Politik gegenüber: Nur 15 Prozent der Befragten fühlen sich von ihr gut vertreten, 17 Prozent vertrauen ihr. Dabei ist es für die Gen Z selbstverständlich, am politischen Geschehen teilhaben zu wollen: Zwei Drittel interessieren sich für Politik, ganze 84 geben an, täglich die aktuellen Nachrichten zu verfolgen. 68 Prozent wünschen sich „Regeln für nachhaltige Veränderung“ von der Politik, insbesondere beim Klimawandel, wo 77 Prozent dringenden Handlungsbedarf sehen.

Schule

Nur drei von zehn Angehörigen der Gen Z sind mit ihren Lehrplänen zufrieden. 69 Prozent finden, dass diese den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr gerecht werden. Verbesserungen wünschen sich die 16- bis 25-Jährigen vor allem in den Bereichen psychische Gesundheit, Finanzen und Medien. Mehr als die Hälfte der Befragten verspürt außerdem Druck in der Schule, ein Viertel ist von Mobbing betroffen. Eine Lehre hingegen erachten 73 Prozent als zukunftsträchtig bzw. „im Trend“. Auch eine Karriere in der Pflege können sich sieben Prozent vorstellen, bei besseren Arbeitsbedingungen und Bezahlung kommt sie sogar für 26 Prozent infrage.

Arbeitswelt

Faul ist die Gen Z ganz bestimmt nicht, zumindest wenn es nach den Antworten geht: Ganze 83 Prozent wären laut Befragung bereit, auch am Wochenende oder abends zu arbeiten. Als Kriterien für den Arbeitsplatz stehen Sicherheit und Sinnstiftung ganz oben auf der Prioritätenlisten: Jeweils drei Viertel der 16- bis 25-Jährigen bewerten diese Faktoren als sehr wichtig.

Die Gen Z will also Sicherheit und Sinn von ihrer beruflichen Tätigkeit, aber: nicht um jeden Preis. Eine Vereinbarkeit mit dem Privatleben steht in der Vorstellung vom Arbeitsleben ganz weit vorne. Zwei Drittel befürworten eine Vier-Tage-Woche, 59 Prozent wünschen sich flexible Arbeitszeiten. Ein höheres Einkommen wird dafür hintangestellt: Nur 38 Prozent bewerten eine überdurchschnittlich hohe Entlohnung als „sehr wichtig“.

Familie

Materiellen Dingen ganz abgeschworen hat die Gen Z aber dennoch nicht. 9 von 10 träumen vom Eigenheim. Entgegen der allgemeinen Annahme, die Gen Z sei so progressiv, gibt es durchaus auch traditionelle Wertebilder, die unter den Jungen wieder mehr vertreten sind. Ehe und feste Verpartnerung sind offenbar wieder „in“. Ganze 68 Prozent der 16- bis 25-Jährigen geben eine solche Verbindung als Lebensziel an, 62 Prozent wünschen sich zudem später einmal eigene Kinder.

Liebesleben

Auch beim Thema Sex ist die Gen Z weniger experimentierfreudig, als vielleicht erwartet. Nur sieben Prozent der Befragten können sich vorstellen, „einmal ganz unverbindlich“ mit Freundinnen oder Freunden zu schlafen. Die Toleranz gegenüber unterschiedlichen Beziehungsformen und sexueller Orientierung ist dennoch gegeben: Für 84 Prozent steht es außer Frage, dass Geschlechteridentitäten frei gelebt werden sollen.

Gleichberechtigung

Ganz weg von der klassischen Rollenverteilung kommt die Gen Z aber trotzdem noch nicht. Dass beim Essengehen der Mann zahlen sollte, findet gut ein Viertel der Befragten. Gleichzeitig geben 96 Prozent an, für eine Chancengleichheit von Mann und Frau zu sein. 53 Prozent meinen, dass Österreich noch weit von Gleichberechtigung von Mann und Frau entfernt ist, wobei junge Frauen dieser Aussage stärker zustimmen.

Bei der „political correctness“ ist sich die Gen Z scheinbar nicht einig: Etwa die Hälfte der Befragten wünscht sich etwa inklusive Sprache, während die andere Hälfte freie Meinung dem Gendern vorzieht. 46 Prozent geben an, von „political correctness“ genervt zu sein.

Digitalisierung

Dass Digitalisierung inzwischen sämtliche Lebensbereiche betrifft, sehen fast drei Viertel der 16- bis 25-Jährigen dennoch positiv. Für drei von zehn Befragten stehen hingegen die negativen Seiten der Digitalisierung im Vordergrund, dabei in erster Linie die zunehmende Komplexität und die Vereinsamung.

Zur Studie

Alle Ergebnisse der Studie sind hier abrufbar.

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