Lebensmittelwissenschaft

Mahlzeit: Regionale Algenproduktion bringt Farbe auf den Tisch

Das Burger-Weckerl enthält außer Mehl und Wasser auch Spirulina-Algen. Bei Verkostungen schnitt es gut ab.
Das Burger-Weckerl enthält außer Mehl und Wasser auch Spirulina-Algen. Bei Verkostungen schnitt es gut ab.FHWN
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Ein zweijähriges Projekt bestätigt, dass alltägliche Speisen mit Algen als Zutat gut akzeptiert werden. Wenn die Sensorik mit Aspekten wie Geschmack und Optik passt, steht dem Verkauf von Algen-Burgern, Knödeln, Müsli und Aufstrichen in Österreich nichts im Wege.

Spinatknödel haben sehr gut funktioniert bei der Verkostung der Lebensmittel mit Algen. Denn Speisen, die von Haus aus grün sind, kommen bei den Konsumentinnen und Konsumenten gut an, mit den Algen als Zutat. Wenn man aber bestimmte Nahrungsmittel in anderen Farben gewohnt ist, gibt es eine kleine Hürde bei der Verkostung: Der grüne Burger wird vom Optischen her eher abgelehnt. „Aber nach dem Kosten merkt man: Das ist ja wirklich gut“, sagt Gernot Zweytick von der Fachhochschule Wiener Neustadt.

Er leitet am Campus Wieselburg in Niederösterreich den Studiengang „Lebensmittelproduktentwicklung und Ressourcenmanagement“ und Teile des Projekts „Algae4Food“, das von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG finanziert wurde. „Ich habe alle Produkte gekostet, und mir hat alles geschmeckt“, sagt Zweytick überzeugt. Knödel und Teigtaschen mit Algen statt Spinat, grüner Brotaufstrich, grünliche Weckerln oder Frühstück-Cerealien, die dann grün werden, wenn man die Milch dazugießt.

Die Palette der Lebensmittel, die das große Team in „Algae4Food“ entwickelte, war breit. Auch die Partner für diese angewandte Forschung waren vielfältig aufgestellt: Geleitet vom Kompetenzzentrum Best (Bioenergy and Sustainable Technologies) waren Forschende der Boku Wien und Lebensmittel-Unternehmen dabei, die sich um umweltschonende und gesundheitsfördernde Ideen für ihre Produkte kümmern.

„Bisher werden die meisten Produkte auf Algenbasis in Asien produziert“, sagt Zweytick. Das Ziel des Konsortiums war, auf diese langen Lieferwege zu verzichten und Algen-Nahrungsmittel aus heimischer, regionaler Produktion zu bekommen. Das Unternehmen Rohkraft Green zwischen Wien und St. Pölten liefert genau das, was hier gesucht wurde: Spirulina-Algen, die für unterschiedlichste Lebensmittel geeignet sind.

Es schmeckt nach Eiklar oder Gemüse

Diese essbaren Algen gelten auch als Superfood, weil sie positive gesundheitliche Eigenschaften haben. „Eine Annahme war, dass die Algen einen fischigen Geschmack haben. Doch das bestätigt sich hier überhaupt nicht. Die Assoziationen der Verkostung gingen eher in Richtung Ei, Eiklar oder zu grünem Gemüse“, sagt Zweytick. Die Teams der Forschungseinrichtungen tüftelten an der Trocknung und Haltbarkeit der Rohmasse sowie an der Entwicklung neuer Produkte. „Die Herstellung des Burger-Buns war eine Herausforderung, weil sich auch die Porenstruktur und Luftigkeit ändern“, erzählt der Lebensmitteltechnologe. Im Endeffekt hat es geklappt, dass das ein bisschen grünliche Algen-Weckerl gut gelingt.

Die Akzeptanz für Spirulina-Produkte ist in Österreich hoch, bestätigt die Studie: vor allem, wenn die erste Skepsis aufgrund der ungewohnten Farbe überwunden wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2023)

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