Stabilität heißt keinesfalls Nivellierung

Krisenvermeidung darf nicht bedeuten, dass Länder sich für Erfolg rechtfertigen müssen.

Es ist eine gute Sache, wenn sich Vertreter der 20 größten Industrie- und Schwellenländer an einen Tisch setzen und über die Vermeidung künftiger Wirtschaftskrisen beraten. Nicht nur, dass die bestehenden Interessenkonflikte früher auf Schlachtfeldern ausgefochten wurden, wären aufgrund der Vernetzung der globalen Wirtschaft auch alle Länder von einer neuerlichen Krise betroffen.

Unangenehm wird es aber, wenn sich wirtschaftlich erfolgreiche Länder dies von weniger erfolgreichen Ländern vorhalten lassen müssen. Und wirklich problematisch wird die Sache, wenn Letztere den Erfolg Ersterer auf dem Fundament „unfairer“ Maßnahmen gebaut sehen. Dann geht es schnell um ideologische Definitionen, was ein Land im Wettbewerb machen „darf“.

Zwei Beispiele sind China und Deutschland. Beiden werden ihre hohen Exportüberschüsse vorgehalten. Doch während bei China die Kritik an dem künstlich niedrig gehaltenen Yuan zutreffen dürfte, geht sie bei Deutschland ins Leere. Dass es die ausufernde Euro-Party der südlichen EU-Länder nicht mitmachte und daher die Lohnstückkosten nicht wie etwa in Spanien in 15Jahren um 60Prozent anstiegen, kann niemand den Deutschen vorhalten. Hier eine Nivellierung auf das wirtschaftliche Niveau der heutigen Krisenländer herbeizuführen wollen, wäre kein Beitrag zur globalen Stabilität.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2011)

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