Unliebsame Rolle für Fortell: Erbe an Finanz vorbeigeschleust?

(c) Teresa Zoetl
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Dem Schauspieler Albert Fortell wird im Zuge eines Streits um das Erbe seiner Mutter die Schädigung fremder Gläubiger vorgeworfen. „Das ist der Höhepunkt heute, dass ich hier sitze“, so der Fernsehserien-Star.

Hätte er es sich aussuchen können – diese Rolle hätte er garantiert abgelehnt: Der frühere TV-Serien-Star Albert Fortell muss am Mittwoch in Wien als Angeklagter vor dem Strafrichter auftreten. „Das ist der Höhepunkt heute, dass ich hier sitze“, lässt er unter großem Publikumsinteresse wissen; wobei dem Liebling aus „Schlosshotel Orth“ und „Sturm der Liebe“ dieses Mal leere Sitzreihen bedeutend lieber wären.
Seit dreieinhalb Jahren gehe das schon so, empört sich Fortell. Gemeint: ein auch vor dem Handelsgericht Wien ausgetragener Streit mit seinem Bruder Marius Fortelni – um das Erbe der Mutter. Ja, der Bruderzwist ums Geld mutet wie eine Reality-Soap an – eben mit Fortell in der Hauptrolle. Doch nein, allein darauf lässt sich die Sache nicht reduzieren.
Denn auch andere Rollen sind besetzt: etwa die der öffentlichen Anklägerin. Diese, die aufstrebende Staatsanwältin Nina Weinberger, die vorsorglich „für Angehörige“ drei Sitzplätze im viel zu kleinen Saal 301 des Straflandesgerichts Wien reserviert hat, stellt klar: „Es ist nicht ein bloßer Bruderzwist, es wurde das Finanzamt geschädigt.“ Und zwar so: Der Angeklagte habe „trotz Wissens um die Schulden“ seiner 2007 verstorbenen Mutter Gertrude Fortelni bestimmte Vermögenswerte aus der Erbschaft „nicht beim Finanzamt angegeben“.

Die Mutter habe nämlich nicht nur Sparbücher, Einrichtungsgegenstände, Schmuck und einen uralten Mercedes ihres verstorbenen Mannes Bert Fortell hinterlassen, sondern auch eine Finanzschuld von 54.000 Euro. Und diese Schuld hätte Albert Fortell (eigentlich heißt er Adalbert Fortelni) als Erbe abdecken können. Dies habe er aber nicht getan. Somit sei die Finanz, „und damit wir alle“, geschädigt worden. Und das nennt sich dann, wenn eine Anklagebehörde Regie führt: „Schädigung fremder Gläubiger.“ Darauf stehen bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Fortell („Nein, ich bin nicht schuldig“) liefert alsdann weit ausholende, monologartige Erklärungen. Er beteuert immer wieder, dass er trotz abgeschlossenen Jusstudiums („Das ist 30 Jahre her“) keinerlei Kenntnisse über die Abläufe eines Verlassenschaftsverfahrens habe. Dass er überhaupt nie böse Absichten hatte. Und dass ihm sein Bruder Marius im Erbschaftskrieg etwa mit „wahnsinnigen und psychopathischen E-Mails“ das Leben denkbar schwer mache.
Richter Christian Böhm, der der ausufernden (Selbst-)Darstellung des 58-jährigen Schauspielers nichts entgegensetzt, scheint eben deshalb an diesem Tag nur eine Nebenrolle zu spielen. Letztlich wird der Herr Rat (es ist übrigens derselbe Richter, der auch für Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner zuständig ist) ausgerechnet vom Angeklagten selbst erlöst. Indem Fortell selbstkritisch einräumt: „Ja, ich weiß, ich schwafle nur. Aber das ist eine unglaubliche Geschichte, die hier abgeht.“ An die Staatsanwältin und den Richter gewandt fügt er an: „Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen so etwas nie im Leben passiert.“ Kleine Einschränkung: „Aber Sie stehen nicht so in der Öffentlichkeit.“
Fortells Staranwalt Herbert Eichenseder legt seine Rolle selbstbewusst an: Als ihm sein Mandant dreinredet, kontert er so: „Sagen Sie mir nicht ein. Ich kenne das Drehbuch.“ Eichenseder: „Wir wissen bis heute nicht, ob das Finanzamt überhaupt ein Gläubiger ist, goar nix wiss' ma.“ Würde Fortell von einer Forderung definitiv Kenntnis erlangen, würde er diese auch begleichen.

In einer Gastrolle, nämlich als Zeugin, tritt Fortells Ehefrau, die Schauspielerin Barbara Wussow auf. Auch sie würde am liebsten auf Publikum verzichten, versteckt sie sich doch bis zu ihrem Aufruf im Verteidigerzimmer. Dann sagt sie knapp, sie habe von den Problemen nicht viel mitbekommen, da sie gerade gedreht habe. Und sie würde ihrem Schwager auch das gesamte Erbe überlassen, nur damit endlich Ruhe einkehre.
Der „böse Bruder“ (Zitat Eichenseder) Marius Fortelni sagt schließlich als Zeuge, dass Albert Fortell die Erbschaftsabwicklung an sich gerissen habe. Und: „Mein Bruder hat mich immer angejammert, er hat kein Geld.“
Der Gerichtssaal-Thriller wird fortgesetzt: Vertagung des Prozesses auf unbestimmte Zeit . . .

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