Die Solare Steckdose auf dem Rücken

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Ein steirisches Jungunternehmen entwickelt Rucksäcke und Umhängetaschen, die sich zum Aufladen von Handys oder sogar medizinischen Notfallgeräten eignen.

„Wir haben ein Problem in der mobilen Energieversorgung“, beschreibt Stefan Ponsold, Gründer des Unternehmens SunnyBag, die immer öfter auftretende Situation, in der dem Handy- oder Laptop-Akku plötzlich der Strom ausgeht. „Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Akkuleistung und den immer leistungsfähigeren Smartphones, die bei Power-Usern einen Tag Standby-Zeit haben“, so Ponsold, der dieses Problem umweltfreundlich lösen will. Mit der Energie, die uns so bald nicht ausgeht: jener der Sonne.

Innovative Solarpaneele

Dem Entwickler kam während eines Stadtspaziergangs der Gedanke, Rucksäcke oder Umhängetaschen mit Solarpaneelen und einem tragbaren Hochleistungsakku zu versehen. Gemeinsam mit InnoLab vom Campus 2.0 an der TU Graz wurde aus der Idee Realität. Während man in der Sonne badet, eine Bergtour macht oder die Tasche an das Bürofenster lehnt, laden sich elektronische Geräte über einen Stecker ganz von selbst auf – sogar bei Schlechtwetter und Schatten.

Die Technik dahinter ist jedoch nicht ganz so simpel wie das Prinzip: Da die auf die Tasche genähten Solarpaneele klein und flexibel sein müssen, kommt eine spezielle Technologie namens „Triple Junction“ zum Einsatz: „Hierbei werden drei Schichten amorphes Silizium bei 130 Grad übereinander aufgedampft.“ Ein schwieriger und kostenintensiver Prozess, der jedoch gegenüber großflächigen monokristallinen Paneelen, wie sie bei Häuserfassaden angewendet werden, wesentlich weniger Wasser benötigt. Jede dieser Schichten wandelt einen anderen Wellenlängenbereich des Lichts in elektrische Energie um. Die erste Schicht – aufgrund der Anteile des Sonnenlichts auch blaue Zelle genannt – erfasst den Bereich zwischen 300 bis 600 Nanometer (nm), die grüne Zelle bis zu 800 nm und die rote und letzte Schicht 500 bis 1000 nm.

Neben der Umweltfreundlichkeit sind diese Paneele mit einem Wirkungsgrad von über neun Prozent auf dem Weltmarkt außer Konkurrenz: „Mit einer Gesamtleistung von drei Watt ist ein iPhone 4 in weniger als zwei Stunden aufgeladen“, rechnet Ponsold vor. Der im Inneren der Tasche untergebrachten Hochleistungsakku zwischenpuffert die Sonnenenergie und schafft 19 Wattstunden. „Nach fünfeinhalb Stunden Ladezeit kann man dank USB-Ausgang so gut wie jedes Gerät damit aufladen“, versichert der Unternehmer. Da sich damit auch medizinische Geräte, etwa Defibrillatoren, aufladen lassen, werden die Solartaschen inzwischen auch von Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen in Ländern wie Afrika genutzt, wo es oft meilenweit keine Steckdose gibt.

Starthilfe von Innolab

Bis zum fertigen Produkt war es jedoch ein langer Weg, auf dem das Unternehmen ein Stück weit von InnoLab begleitet wurde: „Zu uns kommen Leute mit einer Idee, die wir dann gemeinsam mit den Gründern konkretisieren“, erklärt der Innolab-Leiter Andreas Rehklau. Die von der Wirtschaftskammer Steiermark geförderte und in den Campus 02 der TU Graz eingegliederte Anlaufstelle sieht sich als Scout. „Wir machen zwar niemanden zum Unternehmer, helfen den Gründern aber dabei, erste Schritte bei Machbarkeitsstudien, Marktanalysen und Strategien zu machen“, so Rehklau. Bei der Finanzierung konnte Ponsold hingegen auf die heimische Förderungslandschaft zurückgreifen. „Durch die finanzielle Unterstützung von AWS, FFG und SFG konnten wir uns gut aufstellen“, so der Jungunternehmer über seine Anfänge.

("Die Presse")

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