Atomausstieg: Versorger unter Druck

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Aktien von RWE und E.ON geben deutlich nach. Der Grund ist in einem Beschluss der deutschen Regierung zu suchen. Die Werte der Windkraft- und Solaranlagenhersteller waren am gestrigen Montag hingegen gesucht.

Wien/Ag./Red. Es war nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass die Aktien von Energieversorgern deutlich unter Druck geraten sind. Am gestrigen Montag war es erneut so weit. Der Grund dafür ist in einem Beschluss der deutschen Bundesregierung zu suchen. Denn diese will bis 2022 das letzte deutsche Atomkraftwerk abgeschaltet wissen. Die Papiere von RWE und E.ON zählten am Montag daher zu den größten Verlierern im DAX. Die E.ON-Aktie lag um mehr als zwei Prozent im Minus. Das RWE-Papier gab ebenso um rund zwei Prozent nach. Die Aktie notierte auf dem niedrigsten Stand seit 2004.

Noch in der Vorwoche waren die Kurse von Gerüchten beflügelt worden, die auf eine Abschaffung der Brennelementesteuer spekuliert hatten. „Vor allem die finanziellen Belastungen durch die Brennelementesteuer werden vom Markt wohl negativ gesehen, da nach 2022 kein zusätzlicher Cashflow durch Atomstrom generiert wird“, sagt Sebastian Zank von Silvia Quandt Research.

Viel Strom aus Atom

Seit Jahresbeginn hat RWE rund ein Fünftel seines Werts verloren. Bei E.ON sind es rund 15 Prozent. Besonders die Katastrophen in Japan haben den Aktien einen Dämpfer versetzt. Hinzu kommt freilich auch, dass Energieversorger defensive Werte sind. Energieanbieter sind unabhängiger von der Konjunktur. Zieht diese an, machen die Papiere den Aufwärtstrend meist nicht im gleichen Maß mit.

Markus Huber von ETX Capital hingegen will so schwarz nicht sehen: „Die Versorger sollten von höheren Strompreisen profitieren, die in der zweiten Jahreshälfte erwartet werden. Ein Großteil der Nachrichten sollte zudem bereits in den Kursen eingepreist sein.“ Unklar ist freilich dennoch, wie es mit der künftigen Ertragslage der Konzerne aussehen wird. Immerhin beträgt der Anteil der Kernenergie bei der RWE 20 Prozent. Bei E.ON sind es konzernweit 26 Prozent, in Deutschland erzeugt der Konzern beinahe die Hälfte des Stroms aus Kernenergie.

Wind- und Solarwerte im Plus

Zu den eindeutigen Gewinnern des deutschen TecDAX zählten am gestrigen Montag die Anbieter alternativer Energien. Die Papiere des deutschen Windenergieanlageanbieter Nordex legten am Montag um rund zwölf Prozent zu, die Aktien des Solaranlagenbauers Q-Cells schossen um rund neun Prozent nach oben. Papiere von Solarworld und Phoenix Solar verteuerten sich um fast acht und neun Prozent.

Die Ereignisse in Fukushima hatten den alternativen Energieformen in den vergangenen Wochen deutlichen Rückenwind beschert – das vielseits beobachtete Kursplus war allerdings nicht nachhaltig. Bei Q-Cells verloren die Aktien – nachdem Japan für ein kurzzeitiges Kursplus von 33 Prozent gesorgt hatte – bis zum vorigen Freitag 49 Prozent ihres Werts. An diesem Tag wurde nicht nur ein 52-Wochen-Tief erreicht, der Kurs war gar auf ein Rekordtief abgesackt. Bei Nordex erreichte das Minus im gleichen Zeitraum 26 Prozent .

Julien Desmaretz von Bryan, Garnier & Co. ist jedoch der Ansicht, dass die vielerorts geführten Diskussionen rund um eine Reduzierung des Atomstroms den erneuerbaren Energien helfen werden. Desmaret erwartet eine Neubewertung des Sektors.

Will man in Solarenergie investieren, muss man als Anleger jedoch auch Vorsicht walten lassen. Weltweit werden derzeit Überkapazitäten aufgebaut. Hinzu kommt, dass sich die Branche dem Preisdruck aus Asien nicht wirklich entziehen kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2011)

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