Die Nuba-Region gehört zwar zu Nordsudan, viele Menschen dort fühlen sich aber als "Südler". Es gibt bereits heftige Kämpfe.
Während in Juba die Freude über die gerade ein paar Stunden alte Unabhängigkeit keine Grenzen zu kennen scheint, brodelt hunderte Kilometer weiter nördlich bereits Sudans nächster Konfliktherd: die Region der Nuba-Berge in der Provinz Südkordofan. Von dort kamen zahlreiche Kämpfer der Südsudanesischen Befreiungsarmee, die gesamte Provinz wurde aber dem Norden zugeschlagen.
Für viele Menschen in den Nuba-Bergen, die sich ethnisch und kulturell dem Süden zugehörig fühlen, eine bittere Enttäuschung. Und für die lokalen Rebellen, die sich um ihren Sieg betrogen fühlen, ein Grund, weiterzukämpfen. „Die Nuba werden das nicht akzeptieren“, sagt Bischof Macram Gassis, zu dessen Diözese El Obeid die Region gehört. „Solange Khartum intransigent ist, wird es Kämpfe geben“, ist der streitbare Gottesmann, der kürzlich auf Einladung von „Kirche in Not“ in Wien weilte, im Gespräch mit der „Presse“ überzeugt.
Allerdings schlägt Sudans Armee mit größter Brutalität zurück: Was Gassis über fast tägliche Luftangriffe ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung erzählt, deckt sich mit Berichten von Menschenrechtsorganisationen. Die Begründung der Armee sei, dass die Rebellen unter Zivilisten Schutz suchten. „Aber an vielen angegriffenen Orten gab es gar keine Rebellen“, sagt Gassis und zeigt nur schwer erträgliche Fotos der Opfer. Der Norden definiere sich als muslimisch und arabisch, die Nuba passten also gar nicht in dieses Raster, meint der Bischof, der damit freilich die ethnozentrische Denkweise der Konfliktparteien übernimmt.
Blauhelme müssen gehen. Bis zum Samstag gab es noch die gut 10.000 Mann starke „UN-Mission im Sudan“ (Unmis), die Menschenrechtsverletzungen dokumentieren konnte. Doch ihr Mandat ist mit der Unabhängigkeit des Südsudan ausgelaufen. Sudans vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermord in Darfur gesuchter Präsident Omar Bashir will die Blauhelme so schnell wie möglich aus dem Land haben. Der Sudan könne selbst für Sicherheit sorgen, sagt er. Viele fassen das als Drohung auf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2011)