Parteichefin Marek geht, eine Neue kommt – und will im Frühjahr wieder gehen.
In vielen Situationen ist die Reaktionsschnelligkeit spielentscheidend. Nicht nur im Fußball. Auch in der Politik. Selbst in der Landespolitik. Selbst in ihrer wienerischen Ausprägung. Da gehen die Begriffe Schnelligkeit und Politik besonders schwer zusammen. Auch unter Berücksichtigung des soeben Festgestellten ist die Reaktionsgeschwindigkeit der Wiener ÖVP dennoch extrem bemerkenswert. Nach elfmonatiger Schrecksekunde hat Obfrau Christine Marek am Freitag die Konsequenz aus dem Wahldesaster 2010 gezogen. Beachtlich.
Freitag Abend wurde plötzlich rasch reagiert. Nationalratsabgeordnete Gabriele Tamandl wurde zur interimistischen Chefin gewählt. Sie kennen die Dame nicht? Macht nichts. Sie bleibt ohnedies nur so lange, bis sie einen neuen Parteichef gefunden hat. Kein Scherz. Wir sollten die Wiener ÖVP nun einfach in Ruhe lassen – und vergessen. So lange vergessen, bis sich die Funktionäre geeinigt haben, wie sie überhaupt inhaltlich weiterzumachen gedenken. Bis sie wieder fähig und willens sind, den Wählern einigermaßen konsistent sachpolitische Vorschläge zu offerieren. Es sei denn, die derzeitigen Verantwortungsträger sind der Meinung, Wien funktioniere ohnedies bestens. Dann aber sollten sie konsequent sein. Und die Partei auflösen. Besser heute als morgen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2011)