Metaller fordern 5,5 Prozent Lohnerhöhung

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Erstmals in der Geschichte der Herbstlohnrunden haben die Metaller ihre Forderungen während der Verhandlungen öffentlich gemacht.

Die Gewerkschaften fordern für die Metaller-Lohnrunde eine Kollektivvertrags-Erhöhung von 5,5 Prozent und drohen mit Kampfmaßnahmen. Es ist das erste Mal, dass die Gewerkschaft während einer laufenden Herbstlohnrunde ihre Forderungen veröffentlicht. Gestern, Dienstag, hatten die Arbeitgeber einen Anstieg von 3,1 Prozent plus eine Einmalzahlung von 200 Euro angeboten. Die Inflation der vergangenen 12 Monate, die als Verhandlungsbasis dient, betrug 2,8 Prozent, zuletzt lag die Teuerungsrate bei 3,4 Prozent.

Sollte es bei der nächsten Verhandlungsrunde am 12. Oktober zu keiner Einigung kommen, werde es bereits am 13. Oktober "Kampfmaßnahmen" geben. Für den 10. und 11. Oktober wurden landesweite Betriebsversammlungen einberufen.

90 Prozent der Gewinne ausgeschüttet

"Die Arbeitgeber nehmen die Kollegen nicht ernst", ärgerte sich Chefverhandler Rainer Wimmer von der Metallergewerkschaft (Pro-Ge). Und er rechnete vor: "Mehr als 90 Prozent der Gewinne der Metallindustrie-Betriebe wurden in den letzten drei Jahren ausgeschüttet." Co-Verhandler Karl Proyer stellte den Arbeitgebern die Rute ins Fenster: "Die Durchsetzung unserer Forderung ist uns eine sehr ernste Angelegenheit. Hier verhandeln zwei starke Gewerkschaften."

Wimmer stellte klar: "Wir reden über das, was die Firmen bereits in der Tasche haben." Er stellte sich damit gegen die Wünsche der Industrie, die am liebsten über die sich abschwächende Konjunktur und die Euro-Krise sprechen möchte.

"Können sofort weiterverhandeln"

Die Belegschaftsvertreter beklagten, dass die Industrievertreter die Anliegen der Arbeitnehmer nicht ernst nehmen würden. Karl-Heinz Schaller, Betriebsratschef der Voestalpine, meinte, er habe die "stereotypen Antworten" der Industrie satt. "Egal was ist, sofort schreien sie nach Lohnzurückhaltung." Und er stellte klar: "Wir sind sofort bereit, weiter zu verhandeln." Auch Proyer und Wimmer betonten, dass sie jederzeit weiterverhandlen würden. "Wir brauchen nicht bis zum 12. zu warten", so die Arbeitnehmer.

Proyer erinnerte an die "gute Tradition" der vergangenen Jahrzehnte, sich am Produktivitätswachstum zu orientieren. Basis für die Lohnfindung war bisher die sogenannte Benya-Fomel (nach dem früheren ÖGB-Chef Anton Benya), die sich an Inflation und Produktivitätszuwachs orientiert. Die Lohn- und Gehaltssumme der Metallindustrie beträgt rund 7 Milliarden Euro. "Eine Erhöhung von 5,5 Prozent würde bedeuten, dass 385 Millionen Euro bewegt werden. "Also eine enorme Stärkung der Kaufkraft", gab Wimmer zu bedenken.

"Führungskräfte erhielten 4,1 Prozent mehr"

Und er erinnerte an eine Studie, die vor zwei Wochen präsentiert wurde. Demnach haben die Grundgehälter der Führungskräfte heuer um 4,1 Prozent zugelegt, 93 Prozent aller Geschäftsführer erhalten heuer einen Bonus. "Mit 4,1 Prozent sind die Grundgehälter der Führungskräfte 2011 in Österreich deutlich stärker gestiegen als noch im Vorjahr, als die Unternehmen die Vergütung ihrer Manager lediglich um 2,8 Prozent anhoben", so die Einschätzung von Maria Smid, Projektleiterin der Kienbaum-Studie. Eine Führungskraft der ersten Ebene komme heuer auf ein Jahresgesamtgehalt von 266.000 Euro.

(APA)

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