Neben der Erste Bank erwarten auch die Raiffeisen und die Bank Austria wegen des Fremdwährungsgesetzes Belastungen in Ungarn. Für ähnlich radikale Schritte wie die der Ersten Bank, sehe man keinen Anlass.
Wien/Höll. Bank Austria und Raiffeisen Bank International sehen keinen Anlass, ähnlich radikale Schritte wie die Erste Bank vorzunehmen. „Wir erwarten für das Geschäftsjahr 2011 einen Gewinn“, teilte Raiffeisen am Montagnachmittag mit. Einzig in Ungarn gehe man wegen des Fremdwährungsgesetzes von einem „signifikanten zusätzlichen Wertberichtigungsbedarf“ aus.
Hinter vorgehaltener Hand heißt es bei der Konkurrenz, dass die Abschreibungen bei der Erste Bank nicht nur mit der Staatsschuldenkrise zusammenhängen, sondern auch mit einem relativ teuren Zukauf in der Vergangenheit. Im Jahr 2006 hatte die Erste Bank für 3,75 Milliarden Euro die Mehrheit an der „Banca Comerciala Romana“ (BCR), der größten Bank Rumäniens, übernommen. Ein Jahr später begann die Finanz- und Wirtschaftskrise. Doch das konnte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl nicht vorhersehen. Jetzt korrigiert er den Firmenwert in Rumänien um 700 Mio. Euro nach unten. Aus strategischer Sicht sei die Akquisition aber wichtig gewesen, sagte er gestern.
„Wir haben in Rumänien nichts abzuschreiben“, betont Raiffeisen. „Denn wir haben unsere Bukarester-Tochter 2001 sehr günstig erworben.“ Ähnlich sehe die Lage in Ungarn aus. Dort kaufte die Erste Bank die Postabank, während Raiffeisen ein eigenes Institut gründete. Und es gebe noch einen weiteren Unterschied. Anders als die Erste Bank habe Raiffeisen die „Credit Default Swaps“ in der Bilanz schon immer zum Marktpreis angegeben. Deshalb gebe es hier keine Abschreibungen, heißt es bei der Konkurrenz. Auch die Bank Austria versichert, CDS stets zum Marktwert bilanziert zu haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2011)