Missbrauch: Klasnic für staatliche Anlaufstelle

Klasnic bringt ihre Kommission als Anlaufstelle für Missbrauchsopfer ins Spiel
Klasnic bringt ihre Kommission als Anlaufstelle für Missbrauchsopfer ins Spiel(c) APA/HANS KLAUS TECHT (Hans Klaus Techt)
  • Drucken

Die Politik reagiert positiv auf den Vorstoß. Ihre Kommission würde zur Verfügung stehen. Über die Tätigkeit der Klasnic-Kommission wird Ende 2012 ein Endbericht vorliegen.

Waltraud Klasnic, Vorsitzende der Opferschutzanwaltschaft, tritt für die Einrichtung einer staatlichen Anlaufstelle für Missbrauchsopfer ein. "Es braucht eine personifizierte Anlaufstelle im Bund", erklärte sie. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) unterstützen die Idee. Aus dem Bundeskanzleramt hieß es, man würde "die Volksanwaltschaft als zentrale, bundesweite Anlaufstelle sinnvoll finden". Es wäre "auch im Sinne der Verwaltungsreform", keine neuen Kommissionen zu schaffen, sondern eine "bewährte, bestehende Einrichtung, die jetzt gestärkt wird", damit zu betrauen. Die derzeitige Vorsitzende der Volksanwaltschaft, Gertrude Brinek (ÖVP), zeigte sich offen für den Vorschlag.

Angesichts der in den vergangenen Tagen und Wochen bekanntgewordenen Missbrauchsfälle tritt die Klasnic-Kommission für die Einrichtung einer unabhängigen Kommission auf Bundesebene ein. Diese Anlaufstelle könnte administrativ bei der Volksanwaltschaft, dem Familienministerium oder dem Bundeskanzleramt angesiedelt sein. "Das müssen die Verantwortlichen entscheiden. Man braucht jedenfalls eine Person", meinte die frühere steirische Landeshauptfrau. Die von ihr zusammengestellte Kommission würde mit der bereits gewonnenen Erfahrung für eine Zusammenarbeit - wie bereits mit den einzelnen Landeskommissionen - zur Verfügung stehen. 

"Wiener" Kommission sinnvoll

Die nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im früheren städtischen Kinderheim am Wilhelminenberg in Wien angekündigte Kommission begrüßt Klasnic. Dieser Weg zur Aufarbeitung sei "selbstverständlich sinnvoll". Mit anderen Länderkommissionen gebe es auch bereits eine intensive Zusammenarbeit.

Angesichts der in Kärnten aufgetauchten Missbrauchsfälle in einer evangelischen Einrichtung wies Klasnic darauf hin, dass die von ihr geleitete Kommission auch evangelische Betroffene betreut: "Jeder kann sich melden."

Die von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzte Kommission will bis Ende 2012 einen Endbericht über ihre Tätigkeit vorlegen. Man werde aber auch über diesen Zeitpunkt hinaus zur Verfügung stehen, betonte Klasnic. Mit 21. Oktober 2011 haben sich bei Klasnics Kommission 1058 Betroffene von Gewalt und Missbrauch in der katholischen Kirche gemeldet. Es konnten bisher 435 Entscheidungen getroffen werden, davon 375 Kommissionsbeschlüsse mit 20 Ablehnungen. Insgesamt absolvierte die Kommission 21 Sitzungen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Missbrauch ist Bundessache

Missbrauchsopfer dürfen nicht im Kreis geschickt werden, eine zentrale Stelle muss her.
Wien

Tirolerin klagt über Missbrauch durch Nonnen

Eine 49-Jährige behauptet, dass sie in den 70er-Jahren von Benediktinerschwestern in einem Kinderheim körperlich und sexuell missbraucht wurde. Auch rund um das Landesjugendheim Hartberg gibt es neue Vorwürfe.
Tirol ExZoegling spricht Missbrauch
Österreich

Tirol: Ex-Zögling spricht von Missbrauch durch Nonnen

Eine Frau berichtet von sexuellem Missbrauch im ehemaligen Kinderheim in Martinsbühel. Die Übergriffe sollen sich in den 70er Jahren ereignet haben. Die Ordensvorsteherinnen bezeichnet die Vorfälle als "furchtbar".
Wien

Sexuelle Gewalt: „Was, wenn die Opfer zurückschlagen?“

Missbrauchsopfer Hermine Reisinger befürchtet Racheakte gegen Täter: "Wenn der Gesetzgeber nicht endlich beginnt, die Opfer zu schützen, werden diese die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen."

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.