Österreichs Wachstum bricht 2012 ein - 2013 besser

PK WIFO/IHS KONJUNKTURPROGNOSE
PK WIFO/IHS KONJUNKTURPROGNOSE(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
  • Drucken

Das Wifo erwartet für 2012 nur noch 0,4 Prozent reales Plus beim Bruttoinlandsprodukt, das IHS geht von 0,8 Prozent Anstieg aus.

Das Wirtschaftswachstum in Österreich wird im kommenden Jahr stark einbrechen, übernächstes Jahr soll es aber wieder zumindest halb so stark zulegen wie heuer. Das Wifo erwartet für 2012 nur noch 0,4 Prozent reales Plus, das Institut für Höhere Studien (IHS) geht von 0,8 Prozent Anstieg aus. 2013 soll das heimische Bruttoinlandsprodukt (BIP) aber schon wieder um 1,6 (Wifo) bzw. 1,9 Prozent (IHS) klettern, wie die Institute am Freitag in ihrer neuen Konjunkturprognose erklärten. Im nun ablaufenden Jahr 2011 dürfte die Wachstum real 3,2 bis 3,3 Prozent betragen haben.

In Mitleidenschaft gezogen wird die Realwirtschaft 2012 durch die Schuldenkrise, wodurch die Investitionstätigkeit stark gebremst wird und die Konsumfreude leidet. Wegen der Konsolidierungsbemühungen der öffentlichen Haushalte kann die Steuerpolitik aber nicht expansiv gegensteuern. Ohne glaubhafte Konsolidierung könnte es sogar eine Rezession geben, warnt das IHS.

Eurozone stagniert

Aus dem Euroraum und von der Weltwirtschaft kommen deutlich schwächere Impulse als zuletzt. Das Wifo erwartet, dass die Wirtschaftsleistung in der Eurozone 2012 stagniert und - wegen der Sparbemühungen der Staaten - auch 2013 nur um 1,3 Prozent wächst: "Einschnitte im Sozialsystem und steigende Steuerlast werden die Binnenkonjunktur im Euro-Raum belasten", betonen die Experten.

Die schon seit Sommer spürbare Abkühlung der Weltwirtschaft wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen, meint das Wifo. Das weltweite BIP-Wachstum dürfte sich daher 2012 real von 3,8 auf 3,2 Prozent abschwächen, 2013 aber wieder auf 4,2 Prozent zulegen. Den Welthandel sieht das Wirtschaftsforschungsinstitut 2012 nur noch um 4,2 Prozent wachsen, nach 6 Prozent heuer und sogar 15 Prozent 2010; für 2013 wird eine Erholung auf +6,5 Prozent gesehen.

Arbeitslosenrate steigt

Die kräftige Wachstumsdelle der Wirtschaft wird auch am heimischen Arbeitsmarkt negativ durchschlagen, erwarten Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Institut für Höhere Studien (IHS). Das Beschäftigungswachstum dürfte sich infolge der schwachen Produktionsentwicklung 2012 auf 0,6 Prozent verlangsamen, nimmt das Wifo an. Die Arbeitslosenrate nach österreichischer Berechnung dürfte von 6,8 auf 7,1 Prozent steigen und damit ähnlich hoch sein wie im Krisenjahr 2009.

Vor allem die 2011 noch sehr florierende Investitionstätigkeit wird sich 2012 abschwächen. Die privaten Konsumausgaben in Österreich dürften 2012 ebenso wie heuer zunehmen, schätzt das Wifo. Die nominellen Brutto-Löhne- und -Gehälter sieht das Wifo 2012 um kräftige 2,9 Prozent wachsen.

Inflation geringer

Der Preisdruck nimmt ab: Nach heuer 3,3 Prozent Inflationsrate dürften die Verbraucherpreise 2012 nur mehr um 2,1 Prozent zulegen, nimmt das Wifo an. Das IHS sieht für 2012 einen Rückgang der Teuerung von 3,2 auf 1,9 Prozent.

Die Prognoserisiken sind nach Ansicht des IHS "weiterhin sehr hoch und überwiegend abwärts gerichtet". Das Auftreten negativer Schocks - etwa ein großer Banken-Zusammenbruch, ein ungeordneter Staatsbankrott und ein starker Anstieg der Energiepreise - "könnte zu einem massiven Wirtschaftseinbruch führen", wird gewarnt. Das größte Risiko bestehe in einer Zuspitzung der Staatsschuldenkrise im Euroraum.

Die Lage der öffentlichen Haushalte in Österreich werde durch die Konjunkturentwicklung und die Konsolidierungsmaßnahmen der Bundesregierung dominiert. Das IHS begrüßt die Einführung einer Schuldenbremse für Österreich. Um das Vertrauen auf den Finanzmärkten zu erhalten und niedrige Finanzierungskosten für die Staatsschuld sicherzustellen, sei eine rasche und glaubhafte Rückführung der Staatsschulden notwendig.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Die Eurozone gefährdet die Weltwirtschaft

Die Weltbank korrigiert ihre Konjunkturprognose scharf nach unten. Die Eurozone rutscht in die Rezession – und reißt im schlimmsten Fall den Rest der Welt mit.
Weltbank warnt Eurozone rutscht
International

Weltbank warnt: Eurozone rutscht in Rezession

Die Wirtschaft der 17 Euro-Länder wird nach Weltbank-Prognose heuer um 0,3 Prozent schrumpfen. Auch ein globaler Abschwung droht.
Österreich

"Die Rezession findet heuer nicht statt"

Oberbank-Chef Franz Gasselsberger hält Abschwungängste für übertrieben und will sein Engagement in Wien verdoppeln. Der Verlust in Ungarn sei gering. Auch die Kreditnachfrage sei keinesfalls auf Krisenniveau.
GERMANY GOVERNMENT
Home

Ökonomen: Eurozone vor einer "milden Rezession"

Führenden Institute erwarten für das vergangenen und das derzeitige Quartal einen leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone.
Leitartikel

Erst löschen, dann über Wasserschäden diskutieren

Die kommende Rezession fällt milde aus – wenn nichts Großes mehr passiert. So, wie die Euro-Politik agiert, sollte man das nicht ganz ausschließen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.