Oberbank-Chef Franz Gasselsberger hält Abschwungängste für übertrieben und will sein Engagement in Wien verdoppeln. Der Verlust in Ungarn sei gering. Auch die Kreditnachfrage sei keinesfalls auf Krisenniveau.
Wien/Linz/Ju. Der Vorstandsvorsitzende der börsenotierten oberösterreichischen Oberbank, Franz Gasselsberger, kann die pessimistischen Prognosen der Wirtschaftsforscher nicht nachvollziehen: Seine Firmenkunden in Oberösterreich und Bayern - besonders jene aus der Metall- und Autozulieferindustrie - würden ihm von vollen Auftragsbüchern berichten, sagte Gasselsberger im Gespräch mit der „Presse". Auch die Kreditnachfrage sei keinesfalls auf Krisenniveau: Zwar würden die Unternehmen „auf Sicht investieren" und deshalb auch vorsichtiger als sonst agieren, die Bank selbst habe ihr Kreditvolumen aber um 4,1 Prozent gesteigert und plane auch für heuer ein Kreditwachstum von fünf bis sechs Prozent. Gasselsbergers Fazit: "Die angesagte Rezession findet nicht statt."
Die Oberbank ist schwerpunktmäßig in Österreich und Bayern tätig, aber auch in Tschechien, der Slowakei und Ungarn präsent. Die Probleme der Osteuropabanken (etwa mit Franken-Kredit-Nehmern) treffen das Institut aber kaum. Die Bank sei erst 2004 nach Osteuropa gegangen und habe deshalb dort „das Glück der späten Geburt". In die Franken-Malaise sei man aus diesem Grund kaum involviert. Deshalb hält sich auch der Verlust durch die ungarische Franken-Kredit-Regelung in Grenzen: Rund 200.000 Euro werde man dort verlieren, so Gasselsberger.
Ungarn sorgt aber dafür, dass sich das Geschäft der Regionalbank in Ostösterreich stark belebt: Die Kapitalflucht aus Ungarn habe zu einem „spürbaren" Anstieg der Einlagen in Ostösterreich geführt. Wien sei derzeit der „dynamischste Markt" für die Bank, weshalb die Zahl der Filialen in der Bundeshauptstadt „auf Sicht" von derzeit 16 auf 25 bis 30 nahezu verdoppelt werden soll.
Gewinn deutlich gewachsen
Mit dem Ergebnis 2011 zeigt sich Gasselsberger zufrieden: Nach vorläufigen Zahlen ist der Konzernüberschuss vor Steuern um 5,5 Prozent auf 121 Mio. Euro gestiegen, das Betriebsergebnis legte um 6,5 Prozent auf 174,6 Mio. Euro zu. Die Bilanzsumme wurde um 4,5 Prozent auf 17,5 Mrd. Euro ausgeweitet. Die Primäreinlagen wuchsen um 1,6 Prozent auf 11,2 Mrd. Euro, womit, so Gasselsberger, das gesamte Kreditvolumen refinanziert werden kann. Die Kernkapitalquote legte um 0,8 Prozentpunkte auf 11,3 Prozent zu.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2012)