Interpol jagt Hersteller von defekten Brustimplantaten

Brustimplantate Fahndung Interpol
Brustimplantate Fahndung Interpol(c) Reuters (Handout)
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Der Gründer der Firma PIP steht wegen Trunkenheit am Steuer auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher der internationalen Fahnder. Hunderttausende Frauen haben defekte Implantate der Firma bekommen.

Der Chef des französischen Brustimplantat-Herstellers Poly Implant Prothese (PIP) steht auf der Liste der von Interpol meistgesuchten Verbrecher. Auf Antrag von Costa Rica wird der 72-jährige Jean-Claude Mas wegen Verbrechen in Zusammenhang mit "Leben und Gesundheit" gesucht, heißt es auf der Interpol-Webseite. Der mittelamerikanische Staat sucht den Unternehmer wegen Trunkenheit am Steuer.

Seine Firma soll aus Kostengründen minderwertige und potenziell gesundheitsgefährdender Brustimplantate hergestellt haben. Statt medizinischen Silikons habe die Firma Matratzenmaterial als Füllmittel verwendet. Das Unternehmen Poly Implants Prothèses (PIP) ist 2010 in Konkurs gegangen.

Eines von 30 Implantaten geplatzt

Bisher sind acht Fälle von Krebserkrankungen bei Frauen bekannt geworden, deren PIP-Implantate gerissen waren. In Frankreich sei eines von 30 Implantaten geplatzt. Allerdings ist bisher kein ursächlicher Zusammenhang zwischen den minderwertigen Implantaten und den Krebserkrankungen nachgewiesen. Mehr als 2000 Frauen haben seit März 2010 in Frankreich gegen die PIP-Implantate vor Gericht geklagt.

PIP konnte dank der billigen Implantate zeitweise zum weltweit drittgrößten Hersteller aufsteigen. Die Brustimplantate wurden vor allem nach Lateinamerika, aber auch nach Europa geliefert. Frankreich hat den 30.000 betroffenen Frauen geraten, ihre Implantate austauschen zu lassen. Andere Länder gehen nicht so weit. In Brasilien, wo 25.000 Frauen die Implantate bekommen haben, empfiehlt die Gesundheitsaufsicht Anvisa den Frauen zu einem Arztbesuch. In Österreich sind zehn Frauen betroffen.

(Ag./Red.)

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