Brust-Implantate: US-Behörde warnte schon 2000

Archivild: Ein plastischer Chrirurg bereitet die Entfernung von PIP-Implantaten vor.
Archivild: Ein plastischer Chrirurg bereitet die Entfernung von PIP-Implantaten vor.(c) REUTERS (Eric Gaillard)
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Schon vor zwölf Jahren hat die US-Gesundheitsbehörde jene französische Firma kritisiert, die nun wegen Billig-Brustimplantaten in den Schlagzeilen ist.

Die US-Aufsichtsbehörde für Lebens- und Arzneimittel FDA hat die französische Firma PIP, die aufgrund Billig-Brustimplantaten in die Schlagzeilen geraten ist, schon vor fast zwölf Jahren wegen Mängeln kritisiert. Anfang 2000 habe ein Inspektor eine französische PIP-Fabrik besichtigt und unbefriedigende Ergebnisse mitgebracht, bestätigte FDA-Sprecherin Erica Jefferson der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Danach habe man Firmengründer Jean-Claude Mas in einem Schreiben auf mehrere Produktionsfehler und Mängel hingewiesen. Die FDA verwies auf "gepantschte" Einlagen, die damals noch mit Kochsalz gefüllt waren.

Die US-Aufsichtsbehörde listete in ihrem Brief eine Reihe von Problemen bei der Qualitätssicherung auf. Diese könnten auf generelle Schwierigkeiten bei der Produktion hindeuten, hieß es. Der Brief sei damals öffentlich zugänglich gewesen, teilte die FDA mit. Die USA verboten daraufhin den Verkauf der Implantate.

Im Mittelpunkt des jetzigen Skandals stehen Gelkissen, bei denen statt Silikon für medizinische Zwecke Industrie-Silikon verwendet wurden. Die so gefertigten Polster reißen schneller als andere, das dann austretende Silikon ist nur schwer zu entfernen.

Brustimplantate waren nicht genehmigt

Der größte Teil der mangelhaften Brustimplantate war nach Angaben eines Anwalts der Herstellerfirma nicht genehmigt. Das Unternehmen PIP habe seit 1991 eine billige Version der Kissen vertrieben, die von den Gesundheitsbehörden nicht abgesegnet gewesen sei, sagte der Anwalt Yves Haddad. Dagegen sei ein besseres und teureres Produkt den Ämtern vorgelegt und für den Vertrieb freigegeben worden. Das Billig-Silikon habe aber dieselbe chemische Zusammensetzung gehabt wie das zugelassene Material. "Das war kein gesundheitsschädliches Produkt", betonte Haddad.

30.000 Frauen in Frankreich gefährdet

Das französische Gesundheitsministerium hatte am Freitag in einer beispiellosen Aktion 30.000 Frauen eine vorsorgliche Entfernung der Silikonkissen empfohlen. Die nationale Krankenkasse Cnam kündigte am Wochenende eine Strafanzeige wegen schweren Betrugs an. Gründer Mas soll sich vor Gericht verantworten. Der Justiz liegen bereits mehr als 2000 Anzeigen von betroffenen Frauen vor. Die Firma, die seit 2010 nicht mehr existiert, hatte auch nach Österreich exportiert.

(APA)

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