Defekte Implantate: Versicherer Allianz will nicht haften

Brustimplantate Versicherung Silikon
Brustimplantate Versicherung Silikon(c) REUTERS (Eric Gaillard)
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Zwei deutsche Firmen sind in den Skandal um geplatzte Silikonbrüste verwickelt. Die Versicherung hält allerdings den Vertrag für unwirksam. Das Silikon für die Füllung stammt von einem deutschen Großhändler.

Zwei deutsche Firmen sind in den Skandal um defekte Brustimplantate einer französischen Firma verwickelt: Das möglicherweise krebserregende Silikon stammt vom Großhändler Brenntag, versichert ist der Hersteller beim Weltmarktführer Allianz - allerdings will dieser nicht haften. Nach Ansicht der Allianz ist der Versicherungsvertrag unwirksam, weil PIP betrügerisch gehandelt habe, wie die "Financial Times Deutschland" ("FTD") berichtet. Die französische Tochter des Münchner Konzerns habe den inzwischen insolventen Hersteller der minderwertigen Brustimplantate von 2005 bis 2010 versichert, bestätigte das Unternehmen der Zeitung.

Nach Ansicht des Konzerns ist der Vertrag dem Bericht zufolge ungültig, weil PIP wissentlich falsche Angaben gemacht habe. Der Versicherer habe den Insolvenzverwalter bereits im Juli 2010 verklagt. Die erste Anhörung in dem Verfahren finde am 2. Februar statt.

Die Allianz hatte den Hersteller der Brustimplantate laut "FTD" nach Aufforderung des Bureau central de tarification (BCT) versichert. Das BCT organisiert die Versicherung für Firmen oder Einzelpersonen, die wegen hohen Risikos keine Deckung finden. PIP habe keinen Schaden gemeldet, sagte eine Allianz-Sprecherin der Zeitung.

Silikon stammt aus Deutschland

Nicht nur die Versicherung, auch das Material von PIP stammt aus Deutschland: Der deutsche Chemiegroßhändler Brenntag hat das Silikon geliefert. Zugleich betonte Brenntag, dass PIP in den mitgelieferten Produktangaben darüber informiert worden sei, dass das Silikon nur zur Verwendung in der Industrieproduktion bestimmt sei. Zudem werde Kunden geraten, selbstständig zu überprüfen, ob die gelieferten Produkte für die geplante Verwendung geeignet sind.

Brenntag erklärte weiter, im April 2010 eine Anfrage der französischen Behörden zu der Silikonlieferung vollständig beantwortet zu haben. Seitdem habe es keine weitere Anfragen gegeben. Sollte es aber neue Nachfragen geben, werde Brenntag sich bemühen, alle erforderlichen Informationen bereitzustellen. Nach eigenen Angaben ist die Firma mit Sitz in Mülheim an der Ruhr Weltmarktführer bei der Distribution von Industrie- und Spezialchemikalien.

Die im Jahr 2010 aufgelöste Firma PIP hatte weltweit Hunderttausende mit einem Billig-Silikon gefüllte Brustimplantate verkauft. Danach war es vermehrt zu Rissen in den Einlagen und in der Folge zu Entzündungen bei den betroffenen Frauen gekommen. Die Brustimplantate werden teils sogar für Krebsfälle verantwortlich gemacht. In einem bisher einzigartigen Aufruf empfahlen die Behörden in Frankreich rund 30.000 Frauen, sich die PIP-Silikonkissen vorsichtshalber wieder entfernen zu lassen.

(Ag.)

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