Kultusbeitrag statt der Kirchensteuer

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Der Bauernbund fordert einen Beitrag von „Kirchensteuer-Flüchtlingen“ für den „Erhalt von Wahrzeichen“. Das Aufkommen zur Erhaltung der Gebäude sei derzeit ungerecht verteilt.

Linz/Ib/Apa. Mit einem ungewöhnlichen Vorschlag schaltet sich der oberösterreichische Bauernbund in die laufende Steuerdebatte ein. Die Idee: Wer keine Kirchensteuer zahlt, soll stattdessen einen gleichwertigen sogenannten Kultusbeitrag leisten. Das forderte der Landesobmann, Maximilian Hiegelsberger (ÖVP), am Mittwoch.

Er vermisse in der aktuellen Diskussion um die Gerechtigkeit der Steuerlast eine Debatte im Zusammenhang mit der Kirchensteuer. Denn es sei nicht gerecht, dass jene, die aus der Kirche austreten, keinen Beitrag im Kultusbereich leisten müssen. Sein Argument: „Der Kirchenbeitrag stellt ja nicht nur sicher, dass die Religion und die Funktionen aufrechterhalten werden. Ein wesentlicher Beitrag geht auch in die Erhaltung der Gebäude“, so Hiegelsberger gegenüber dem ORF Oberösterreich. „Es kann nicht sein, dass von diesen Wahrzeichen jeder profitiert, aber nicht alle beim Erhalt mitzahlen.“

Das Aufkommen zur Erhaltung der Gebäude sei derzeit ungerecht verteilt: „Nur jene, die aufgrund ihres Religionsbekenntnisses einen Beitrag zahlen, bekennen sich dazu. Es gibt viel mehr Gebäude als nur die der römisch-katholischen Kirche.“ Daher solle man darüber nachdenken, generell auf dieses System umzustellen.

„Warnung“ vor Kirchenaustritt?

Die Höhe des Kultusbeitrags solle sich am Einkommen orientieren. Hiegelsberger rege eine steuerliche Absetzbarkeit mit bis zu 400 Euro pro Jahr an.

Der Bauernbund-Landesobmann präsentiert seine Forderung wenige Tage vor Bekanntgabe der Kirchenaustrittszahlen vom Vorjahr. 2010 haben 87.393 Personen die römisch-katholische Kirche verlassen. Im Jahr davor waren es noch 53.269. Das ergibt einen Anstieg von rund 64 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2012)

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