Die Türkei und Zypern haben Waffen abgefangen, die vermutlich für Syrien bestimmt waren. Indes hat ein Beobachter der Arabischen Liga das Land aus Protest gegen die Gewalt verlassen.
Mehrere Lieferungen mit Waffen oder Munition, die vermutlich für Syrien bestimmt waren, wurden am Mittwoch abgefangen: Zuerst stoppten türkische Zöllner vier iranische Lastwagen wegen Verdachts auf eine Lieferung von Militärmaterial. Kurz darauf wurde vor der Küste Zyperns ein Schiff angehalten, das Munition aus Russland nach Syrien bringen sollte.
Türkische Medien berichteten über Hinweise, wonach sich in den am türkisch-syrischen Grenzübergang Öncüpinar beschlagnahmten Lastwagen Sprengstoff und Waffen befinden. Die Ladung wurde zu einer genauen Überprüfung nach Ankara geschickt. Wegen der andauernden Gewalt des Regimes in Damaskus gegen die Opposition duldet die Türkei keine Waffenlieferung nach Syrien mehr.
"Ein anderer Hafen - nicht Syrien"
Zyperns Regierungssprecher Stefanos Stefanou erklärte am Mittwoch im zyprischen Rundfunk, das gestoppte Schiff habe nach einer gründlichen Prüfung die Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten. "Sein Ziel wird ein anderer Hafen sein - nicht Syrien", so Stefanou. Dies habe der Kapitän den zypriotischen Behörden zugesagt. Wohin das Schiff fahren soll, sagte Stefanou nicht. Zuvor hatte der libanesische Radiosender Radio Free Libanon berichtet, das Schiff habe 60 Tonnen Munition an Bord gehabt und sei auf dem Weg zum syrischen Hafen Latakia gewesen.
Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete des Regimes von Präsident Bashar al-Assad, der seit März mit Gewalt gegen Demonstranten vorgeht. Die Provinz Latakia gilt als Hochburg der Assad-Anhänger. Es dürfte sich demnach nicht um eine Lieferung an die Deserteure der "Freien Syrischen Armee" handeln.
"Ich habe Horrorszenen gesehen"
Ein Mitglied des Beobachter-Teams der Arabischen Liga gab am Mittwoch bekannt, Syrien aus Protest gegen die dort herrschende Gewalt zu verlassen. Er sei Zeuge fürchterlicher Szenen geworden, sagte der aus Algerien stammende Beobachter Anwar Malek im Fernsehsender al-Jazeera. Durch seine Tätigkeit habe er es dem Assad-Regime erleichtert, mit dem Töten weiterzumachen. "Ich war mehr als 15 Tage im Homs ... ich habe Horrorszenen gesehen, verbrannte Körper ... ich kann mein Mitgefühl in dieser Lage nicht zurückstellen", sagte Malek.
Malek kritisierte auch den Chef des Beobachter-Teams, den sudanesischen General Mohammed al-Dabi. Dieser versuche einen Mittelkurs zu fahren, um weder die Regierung noch irgendeine andere Seite gegen sich aufzubringen. Die Eignung Al-Dabis für die Aufgabe wurde bereits von Menschenrechtsgruppen wegen dessen Rolle beim Konflikt in der sudanesischen Unruheprovinz Darfur in Frage gestellt.
Derzeit sind 165 Beobachter der Arabischen Liga in Syrien im Einsatz. Sie sollen die Umsetzung eines von dem Staatenbund vermittelten Friedensplans überwachen. Seit Beginn der regierungsfeindlichen Proteste vor zehn Monate sind bei deren Niederschlagung nach UNO-Schätzungen mehr als 5000 Menschen getötet worden.
(Ag./Red.)