Ex-Beobachter: „Syrien-Mission ist eine Farce“

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Einer der Abgesandten der Arabischen Liga legte sein Amt zurück und packt aus. Seine Kritik richtet sich jedoch nicht nur gegen das Regime, sondern auch gegen die Inspektoren.

Damaskus/Doha/Ag/Red. Die Syrien-Beobachtermission der Arabischen Liga stand von Anfang an in der Kritik. Nun hat einer der 165 Beobachter das Handtuch geworfen und packt aus. Seine Aussagen bestätigen die schlimmsten Befürchtungen: „Die Mission ist eine Farce, die Beobachter wurden an der Nase herumgeführt“, sagt der Algerier Anwar Malek im Gespräch mit dem Nachrichtensender „al-Jazeera“. Das meiste, was die Beobachter zu sehen bekämen, sei vom Regime fabriziert. „Sie wollen ablenken von dem, was wirklich passiert.“ So habe es sich bei den als freigelassene politische Häftlinge präsentierten Menschen um zufällig auf der Straße aufgegriffene Leute gehandelt, behauptet Malek.

Seine Kritik richtet sich jedoch nicht nur gegen das Regime, sondern auch gegen die Inspektoren: „Einige aus unserem Team zogen gute Beziehungen zum Regime vor und haben etwa geleugnet, dass es Scharfschützen gibt.“ Er selbst habe jedoch viele gesehen: „Sie sind allgegenwärtig und feuern auf Zivilisten.“ Syriens Regime begehe eine ganze „Serie von Verbrechen gegen sein Volk.“

Assad überraschend auf Demo

Kritiker aus Opposition und internationalen Menschenrechts-Organisationen hatten von Beginn an die Vermutung geäußert, die Beobachter sollten gar keine Beweise für Kriegsverbrechen des Regimes von Machthaber Bashar al-Assad liefern, da die Arabische Liga (noch) nicht bereit sei, die Gangart zu verschärfen. Wohlwollendere Stimmen hatten gemeint, die Liga sei schlicht überfordert mit ihrer ersten Mission dieser Art. Der Bericht im katarischen Sender „al-Jazeera“ stärkt jedenfalls die Position Katars, einem der schärfsten inner-arabischen Kritikern des Assad-Regimes.

Assad selbst hat sich derweil überraschend auf einer Demonstration von Regime-Unterstützern gezeigt. Der Sieg über die „ausländischen Verschwörer“ stehe bevor, meinte der Präsident.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2012)

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