Stadtkinder: »Wir sind in zehn Minuten überall – und zwar zu Fuß«

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Leben in der Stadt: Barbara Hoch macht mit ihren beiden Töchtern volles Programm. Als Wald muss der Augarten herhalten. Und bei manchen Dingen, wie der Wahl des Haustieres, müsse man eben Kompromisse schließen.

Sie heißt Barbara, er heißt Andreas. Ihr kleines Reich beginnt gleich hinter dem Karmelitermarkt im zweiten Wiener Bezirk. „Über den Platz, im Haus dann die zweite Stiege, in den letzten Stock hinauf.“ Barbara Hoch (38) und ihr Mann Andreas Mahrer (40) haben zwei Mädchen: Hannah (vier) und Linda (zweieinhalb). Barbara und Andreas sind fest davon überzeugt, dass diese beiden Mädchen genau richtig aufwachsen: in der Stadt.
Für Barbara Hoch ist das einerseits eine Frage der Bequemlichkeit, andererseits eine der Vielfältigkeit. Hannah und Linda gehen in einen Montessori-Kindergarten. Bei der Suche nach der richtigen Betreuung hatte die Familie die Qual der Wahl, die Entscheidung fiel unter fünf Kindergärten.

„Innerhalb von zehn Minuten sind wir von hier überall, wo wir hinwollen – und zwar zu Fuß“, sagt die Bauingenieurin. Vom Kinderarzt bis zum Prater, von der Musikschule bis zum Augarten. „Das ergibt ein relativ stressfreies Leben“, sagt Barbara Hoch. „Auf dem Land hingegen geht ohne Auto kaum etwas.“ Und kurze Wege bedeuten mehr Lebensqualität: „Mein Mann braucht nur zehn Minuten mit dem Auto ins Büro, deshalb hat er Zeit für die Kinder.“

Viele Ausflüge. Die Familie wohnt in einer Neubauwohnung ohne Balkon oder Garten. Deshalb sind die Eltern sehr aktiv und mit den Kindern viel unterwegs. „Wann immer es geht, gehen wir entweder in den Augarten oder in den Prater. Da ziehen wir auch mit Säge und Schnitzmesser los“, meint Barbara Hoch. Am Wochenende macht die Familie viele Ausflüge: „Wir hatten letztes Jahr eine Niederösterreich-Card, da haben wir, glaube ich, fast alles gemacht.“ Am Wochenende wird ein bisschen „Land geschummelt“, da geht es oft zu den Großeltern nach Niederösterreich. Die tun sich nicht ganz so leicht mit dem Gedanken, dass ihre Enkelinnen in der Großstadt aufwachsen. Barbara Hoch hat dafür durchaus Sympathie. „Wenn jemand wirklich gerne auf dem Land wohnt, ist die Vorstellung einer Großstadt wie Wien schrecklich. Der Lärm, der Dreck, das ist für viele ganz schwierig. Dass Kinder unter diesen Umständen auch in der Stadt gerade wachsen können, grenzt für viele an ein Wunder.“

Es gibt immer was zu tun.
„Für mich ist es unvorstellbar, nichts zu unternehmen und mit den Kindern nur daheim zu sein“, sagt Hoch. Vielleicht deshalb seien die Mädchen – „toi, toi, toi“ – auch sehr wenig krank, und Allergien hätten sie auch keine. Großer Pluspunkt der Stadt: Auch bei Schlechtwetter gebe es immer jede Menge zu tun.

Bei manchen Dingen müsse man eben Kompromisse schließen, zum Beispiel bei der Haltung eines Haustieres. Die Lösung der Hochs lautete „Aquarium“: „Nur beim Pony sind wir fast gescheitert. Die Kinder reiten gerne, und wir mussten ziemlich lange suchen, bis wir in der Lobau ein Pferd auftrieben, bei dem man einfach so vorbeischauen, es streicheln und eine Runde darauf reiten kann.“ 

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